Sonntag, 15. November 2009
Termiten
Auf dem Weg von Norden Richtung Südwesten fallen hin und wieder sonderbare Gebilde auf, die da so links und rechts der Landstraße herumstehen. Das sind Termitenhügel, mit denen manche Landstriche hier geradezu gepflastert sind, während ein paar Kilometer weiter und ohne erkennbaren Grund wieder gar keine Termiten zu finden sind. Bei diesen Bauten gibt es durchaus regionale Unterschiede. Im hohen Norden scheinen die so genannten Kathedralenbauer am Werke zu sein, deren Arbeiten bis zu 6 Meter hoch und Jahrzehnte Jahre alt werden können.


Termitenkathedrale

Weiter südwestlich sehen die Termitenhügel eher aus wie Schokoladenweihnachtsmänner, die für 8,3 Sekunden in die hiesige Mittagssonne gestellt wurden.


Termitenschokoladenweihnachtsmänner unterschiedlicher Couleur

Formen, die selbst Botero nicht schöner hätte hinpinseln können. Die Farben entstehen durch unterschiedliche Baumaterialien, wie etwa Sand oder Gräser. Ein zipfelmützenartiger Aufsatz auf den Schokoladenweihnachtsmann prägt wiederum die Termitenarchitektur auf der Cape Range Halbinsel. Ich bin gespannt, wie die Dinger auf der Ostseite aussehen.

Unabhängig von der Bauform dienen diese architektonischen Meisterwerke überall dem Zweck, Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Bau konstant zu halten und den Staat vor Feuersbrünsten, Unwettern und Fressfeinden zu schützen. Dabei ist bewundernd zu bedenken, dass die Termitenbauarbeiter blind sind und somit auch keine Baupläne lesen können.

Im Gegensatz zur Arbeit auf der Baustelle dürfen der Termitenkönig und seine Königin ihre Zeit offensichtlich mit vögeln verbringen und werden dabei noch mit erlesenen Speisen gefüttert, während die gemeine Termite ein ähnlich geschlechtsloses Leben lebt wie ich derzeit. Anders als ich allerdings, müssen die Termiten zusätzlich noch ununterbrochen arbeiten, was sie nur recht kurz leben lässt, während Ihre Majestäten gerade wegen des permanenten Müßiggangs durchaus mehrere Jahrzehnte alt werden können. Und da soll man kein Sozi werden!

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Mittwoch, 11. November 2009
Ningaloo Reef
So ganz habe ich mich auch am folgenden Tag noch nicht beruhigt, aber es muss ja weiter gehen. Die Wassertemperatur liegt leicht unter der Wohlfühltemperatur, aber es ist ja auch erst Frühling. Todesmutig gehe ich an diversen Stränden Schnorcheln, um in die Unterwasserwelt zu entfliehen. Zwar wird man auch hier unweigerlich auf die klimatischen Veränderungen gestoßen, denn den Korallen geht es durch die Meereserwärmung nicht besonders, so dass sie ausbleichen und manchmal auch komplett absterben. Neben den menschlichen Einflüssen setzen zusätzlich Zyklone und neue Parasiten den Korallen zu.

Ansonsten hat die Natur sich hier aber ausgiebig kreativ betätigt. Fische in den schrillsten Formen und buntesten Farben, wie man sie sich sonst vielleicht nur unter Zuhilfenahme bewusstseinserweiternder Substanzen vorstellen kann, schwimmen überall und in allen Größen umher. Bisweilen neigt Mutter Natur aber zur Albernheit und will einem beispielsweise allen Ernstes knallblaue Seesterne unterjubeln, obwohl doch jeder weiß, dass die rot sind.

Auch wenn der mangelnde Schatten tagsüber problematisch sein kann, was das Frischhalten der Tütensuppen angeht, so bietet das Gelände abends gediegene Plätze mit relativer Ruhe. Die Sonne geht glühend unter, Grillen zirpen, die Brandung rauscht und Sternlein funkelt droben am Himmelszelt. Eine phantastische Atmosphäre.


So geht's auch.

Plötzlich werfen drei Vollpfosten einen Generator an, damit sie weder die zirpenden Grillen noch die rauschende Brandung hören, und um eine Klolampe zu betreiben, damit sie die Sterne nicht sehen können. Jetzt mal im Ernst: Wie degeneriert müssen die Leute sein? Warum zelten die nicht auf einer schicken Verkehrsinsel? Ich muss mich morgen wohl wieder räumlich verändern.

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Langsam reicht es wirklich!
Montag, 9. November 2009. Ningaloo Reef. Ich muss mal zusammenrechnen, also da waren bisher zwei platte Reifen, ein fahruntauglicher Leihwagen, ein verzogene Fahrertür am eigenen Wagen, weil mir ein Strum beim Öffnen der Tür selbige aus der Hand und beinahe aus den Angeln gerissen hätte. Was war noch? Ach ja, die total verkratzte Sonnenbrille und jetzt ist mir auch noch meine heißgeliebte Kamera genau so aus dem Rucksack gefallen, dass das Display kaputtgegangen und die Kamera relativ unbrauchbar geworden ist.

Muss ich mich jetzt bedanken, dass ich wenigstens noch lebe? Keine schlechte Bilanz für nur vier Wochen! Es fällt mir zusehends schwer, die Dinge weiterhin locker zu sehen. Immerhin hätte das Alles auch NICHT passieren müssen. Selbst eine eiligst gekochte Not-Tütenfertigsuppe half da nicht mehr. In solchen Momenten bin ich froh, allein unterwegs zu sein. Jetzt auch noch zu Mitreisenden freundlich sein zu müssen, würde meine Wut nur vergrößern. Und wo soll ich hier in der Pampa eine vernünftige Kamera herkriegen, verdammt noch eins? Ich habe ja jetzt schon die Hälfte vergessen - wie soll ich mir das merken, was noch kommt, wenn ich das Erinnerungsvermögen nicht mit Fotos unterstütze?

Noch dazu liegt der einzige seriös wirkende Tauchladen im Dämmerschlaf. Mit Tauchen wird es hier also wieder nichts. Nicht mein Tag heute.

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Exmouth / Ningaloo Marine Park
Direkt nach dem Aufwachen führe ich erst einmal ein paar wichtige Selbstgespräche. Mann, wie mir das auf'n Sack geht, frühmorgens gleich so vollgequatscht zu werden. Auch die Fliegen sind wieder besonders penetrant, also verdufte ich frühstücklos um noch ein paar Kilometer bis zum Ziel abzureißen. Der Himmel ist relativ bewölkt. Das ist schön. Durch die Verschattung ist es gleich gefühlte 10 Grad kühler.

Im Ningaloo Marine Park führt mich der erste Gang unweigerlich zum Visitor Center, um mich über die hiesigen Kraturen, die mir nach dem Leben trachten könnten, zu informieren. Papperlapupp, sagt die freundliche Dame hinter'm Tresen, seit Jahren hätte es schon keine Todesfälle mehr gegeben. Weder durch Seeschlangen, Steinfische oder sonstwas.

Womit man aber in ganz Australien rechnen müsse, sei die "Redback Spider", eine Cousine der einschlägig berüchtigten Schwarzen Witwe. Die wolle einem eigentlich nichts Böses, könne sich manchmal aber in Schuhwerk oder achtlos hingepfefferten Kleidungsstücken herumtreiben oder unter Gartenmöbeln ein trautes Heim errichten. Beispielsweise ebengenannte Klamotten unachtsam angezogen, fühle sich die Spinne, sofern sich gerade auf der Innenseite befindend, nunmehr in die Enge gedrängt und reagiere darauf oft bissig, was dem Frischbekleideten oft nicht gut bekäme. Es gäbe aber Gegengifte ...

Alsbald hub ich an, Ihr von einer wissenschaftlichen Sensation zu berichten, nämlich des erst kürzlich in mir entdeckten "IhrkönntmichallemalimArschleckenmiteurenbescheuertenViechernhier-Tier", lat. Lickmyassus Plathnerii, kurz: LMAA-Tier, das zur Gattung der Ignorantiae gehört. Das Gefährliche an diesem unsichtbaren Parasiten ist, dass der Befallene zusehends gutgemeinte Ratschläge und Warnungen in den Wind zu schlagen geneigt ist. In Rücksichtnahme auf die zu erwartende sprachliche Herausforderung sowie die Völkerverständigung im Allgemeinen sagte ich letztlich nur "Besten Dank" und ging.

Ein Bad im völlig ungefährlichen, kühlen Nass war zunächst mal Eines, nämlich kühl. An bitterkalte 24 Grad Wassertemperatur muss ich mich erst wieder gewöhnen und denke insgeheim an die Internetcafetante aus Broome.


Am Ningaloo Reef. Geht doch.

Der Ausblick auf das Meer ist toll. Diese Farben, nein, also wirklich, herrlich. Noch dazu ließen sich Buckelwale, Delphine und Meeresschildkröten per Feldstecher beobachten - ein schönes Erlebnis. Das Hinterland ist allerdings landschaftlich enttäuschend langweilig. Da sieht es aus wie bisher überall, relativ wüstig einödig. Und Palmen fehlen auch. Da darf man den Blick nur zum Meer hinaus richten.

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Sonntag, 8. November 2009
Karijini NP
Port Hedland knapp entkommen, geht die Fahrt zum Karijini NP weiter. Dort gibt es angeblich tatsächlich ernstzunehmende Schluchten.

Apropos, kommt "gorgeous" von "gorge"? Ist eine gorgeous gorge dann eine schluchtige Schlucht? Oder könnte man sagen "schluchtiges Auto, das du da fährst"? Nee, der Begriff wird sich in Deutschland vermutlich nicht durchsetzen.

Dales Gorge und Fortescue Fall mit angeschlossenem Fern Pool waren als Schluchten immerhin schluchtig und durch erfrischende Bäder unter Wasserfällen lohnende Wanderziele. Der große Andrang am Fernpool ließ erahnen, was hier zur Haupt-saison los sein muss.

Dales Gorge


Fern Pool

Die anderen Schluchten des Parks müssen noch toller und echte Highlights für Australienreisende sein. Leider musste ich genau die auslassen, da die Wege dorthin schwierig für normale Wagen sind, es in der Nähe auch keinen 4WD-Verleiher gibt, der lokale Tourenveranstalter Samstags nicht ans Telefon geht und sich in der Ferne erneut Regen ankündigt, der das Risiko, es vorsichtig mit dem normalem Auto zu versuchen, einfach zu groß werden lässt. Bis Montag kann ich nicht warten, um eventuell Ihrognaden telefonisch für eine Tourbuchung zu erreichen. Ich habe es schließlich eilig. Eilig, an die Küste zu kommen und der wet season zu entfliehen. Um dort schön gemütlich im Internetcafe abzuhängen.


siehe oben

Den unheimlich spannenden Outbackort Paraburdoo lasse ich jedenfalls rechts liegen um noch so weit wie möglich Richtung Exmouth zu fahren, denn es droht wettertechnisches Ungemach. Dies und die einsetzende Dunkelheit zwingen mich zur übernachtung in einer Art primitiven 24h-Autobahncampingplatz, die immerhin mit wundervoll duftenden Kompostentsaftern ausgestattet sind. Dort warten bereits andere Touristen und stören mich durch die Tatsache, dass sie geboren wurden.

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Port Hedland
Der Umweg über Marble Bar hat leider soviel Zeit gekostet, dass ich für die Nacht in Port Hedland hängenbleiben werde. Ein häßlicher Industrie- und Hafenmoloch. Aber ich kann nicht mehr weg, denn Nachtfahrten sind wegen der vielen nachtaktiven Tiere gefährlich. Die überall an den Straßenrändern herumliegenden Kadaver sprechen da eine deutliche Sprache.


Port Hedland. Näherkommen lohnt sich nicht.

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Marble Bar
Weil gerade Ebbe war, konnte ich am folgenden Morgen noch ein erfrischendes und relativ sicheres FKK-Bad in einem der vom Meer zurückgelassenen, natürlichen Tümpel auf den Klippen nehmen. Den Boden habe ich dabei lieber nicht berührt ...

Anschließend wollte ich unbedingt den angeblich heißesten Ort Australiens sehen, auch wenn es dort nur wenig wirkliche Attraktionen gibt. Aber was sind auf diesem Kontinent schon 400 Kilometer Umweg?


Auf dem Weg Richtung Marble Bar

Die dortigen Naturpools glichen erwartungsgemäß eher morastigen Löchern, die ebenso am austrocknen waren, wie mein Plan, mich dort mit einem kühlen Bad zu erfrischen. Aber sooo heiß war es gefühlt gar nicht, denn ungewöhnlicherweise ging ein ordentlicher Wind durch die Gemeinde.

Auf mein enttäuschtes Nachfragen hin erklärt mir der Müllmann des Ortes, der von den Äußeren Hebriden stammt, es habe tatsächlich am Ortseingang ein großes Thermometer gegeben. Dies sei aber so oft von gelangweilten Jugendlichen per Steinwurf zerstört worden, dass die Verwaltung die Reparatur irgendwann aufgegeben habe. Letze Woche, ja, da hätten sie 45 Grad gehabt, das sei noch normal. Das Wetter spiele hier aber verrückt wie überall, seit acht Jahren habe es nicht mehr vernünftig geregnet.

Dann gönne ich mir alternativ eben im berühmten Ironclad Hotel einen deftigen Trennkosthaufen Irgendwas. So der Plan. Die Atmosphäre des Ladens ist urig, selbst der obligatorische Einsiedler mit Vollbart und verwarzter Kappe sitzt am Tresen und verspeist gerade einen Hamburger. Den hätte ich jetzt auch gern.

Die Küche sei gerade geschlossen worden, heißt es. Um 14 Uhr. Also gehe ich genervt in das gegenüberliegende Roadside House, um mir wenigstens eine perverse Sausage Roll, also ein Würstchen im Schlafrock, 'reinzunageln.

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Eighty Mile Beach
Donnerstag, 5. November 2009. Ja, weitergezogen bin ich wohl. Der 80-Mile-Beach empfängt den Reisenden denn auch mit verführerischen Farben.


Eighty Mile Beach

Traumhaft, denke ich mir, und frage zur Sicherheit nochmal einen Angler, wie es sich hier denn mit denn Quallen verhalte. Immerhin bin ich 300 Kilometer weiter südlich. Irgendwann müssen die doch mal ein Ende nehmen. In der Tat gebe es hier kaum noch relevanten Quallenalarm, sagt der Fischersmann. Jucheeee, schreie ich innerlich auf, aber noch bevor ich Luft holen muss, beendet der Mann seinen Satz: "Ich würde mir hier sowieso mehr Sorgen um Seeschlangen machen." Das Gift der Schlange wirke auf die Lunge und wenn ich niemanden hätte, der anderthalb Stunden für mich atmen würde, bevor der Rettungshelikopter käme, dann sähen wir uns erst viel später wieder.

"Unsinn", sagt der Ranger vom Kap Keraudren, wo ich heute zu pennen gedenke. Die Seeschlangen haben Ihre Fangzähne weit hinten im Schlund und wenn man ihnen den Finger oder Zeh nicht direkt ins Gesicht hielte, dann bestünde auch keine Gefahr. Er würde sich vielmehr sorgen um den Steinfisch machen, der überall die Klippen bevölkert und es gar nicht mag, wenn Leute einen beim Klippenwandern übersehen. Das kann schon apssierten, denn er ist wirklich gut getarnt. Wenn er dann gegebenenfalls einen etwas betretenen Gesichtsausdruck macht, reicht es noch lang, einer Art Harpune selbst durch dicke Schuhsohlen zu jagen und dem Klippenwanderer Schmerzen unvorstellbaren Ausmaßes zu bereiten.

Schön, dann gehe ich eben an den nahen Strand, sage ich und finde mich unheimlich gewieft dabei. Naja, meint der Ranger, allerdings kämen in dieser Jahreszeit im Allgemeinen die Haie an die Küste, um ... AHHRRRG, hört denn das nie auf? Selbst die Mitarbeiter der örtlichen Besucherinformation wissen darauf keine erschöpfende Antwort.


Visitor Center Cape Keraudren

Die Frage scheint sie aber auch nicht wirklich zu interessieren.

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Mittwoch, 4. November 2009
Broome
Auf der weiteren Fahrt ein kurzer Zwischenstop in Derby. Nicht viel los da, aber immerhin ein kleiner Hafen. Herrlich milde Luft, viel Wind, ablegende Schiffe. Ich konnte mich gar nicht satt sehen. Ich brauche nur ein bisschen Meer und schon bin ich zufrieden. Auch wenn das Meer hier nur eine aufgewühlte, braune Brühe war. Immerhin ein Anfang.

Wieder zwei Stunden Gurkerei und dann Broome! Ich konnte gar nicht schnell genug an den Strand kommen und die Klammotten wechseln. Da! Tatsächlich, es sind Leute im Wasser. Jipppieee, auch wenn die Notfall-Essigbox gegen Quallenverletzungen direkt auf dem Weg zum Strand angebracht ist, habe ich endlich ein Meer vor mir, in das ich mehr oder weniger auch hinein darf.


Cable Beach Broome

Unbeschreiblich der Genuss, nach drei Wochen Wüste, Staub und nur punktuellen Abkühlungen nun endlich verschwenderische Wassermengen vor sich zu haben. Ich musste Schreie der Verzückung unterdrücken beziehungsweise Unterwasser verlegen, denn was hätten sonst die Nachbarn gedacht?! Das Wasser war phantastisch. Und kleine Wellen für zaghaftes Bodysurfen gab es auch. Bis Sonnenuntergang blieb ich dort und fand dann sogar noch einen tollen Schlafplatz beim Hafen.


Der Hafen von Broome

Eine auflandige Brise weht durch den Wagen, die Brandung rollt unüberhörbar heran - hier werde ich hoffentlich endlich mal gut schlafen können.


Morgenstimmung am Schlafplatz

Die nächsten Tage kann ich es hier aushalten. Ein paar interessante Dinge gibt es jedenfalls zu sehen. Eine Art Kroko-Zoo, beispielsweise. Eine Privatführung (supi, diese Nebensaison) hat mich mächtig beeindruckt. Die Crocs sind schon unheimliche Viecher. Unheimlich gefährlich auch. Salties bereiten ihre Angriffe auf leckere Touristen manchmal tagelang vor, denn sie können, leider anders als ich, notfalls wochenlang ohne Essen auskommen und daher warten. Eine Führung durch einen örtlichen Perlenzuchtbetrieb erschien nicht minder interessant und war es auch nicht.

Wie ich zwischenzeitlich zum Thema Baden erfahren musste, verhält es sich mit den garstigen Quallen leider so, dass box jellyfish und iruganji jellyfish ab etwa 28 Grad Wassertemperatur zur manchmal tödlichen Bedrohung werden. Wir hamm' hier derzeit circa 30 Grad.

"Quite cool", sacht meine Internetcafe-Tante gerade. Tsts, wie schnell man sich an sowas gewöhnen kann. Kommt Ihr mir mal nach Deutschland, Ihr Weicheier!

Eigentlich sollte also niemand mehr ins Wasser gehen. Irgendwann wird es den Ersten erwischen! Es wird daher Zeit weiterzuziehen.

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Geikie Gorge NP
Montag, 2. November 2009. Den Rest vom gestrigen Tag bin ich nach Fitzroy Crossing gefahren und habe mich in offiziellen Campingplatz mit Widerlichkeiten wie Körperpflege und Wäschewaschen beschäftigt.

Heute Morgen ist es 5 Uhr als ich aufwache und gleich genervt bin. Die ganze Nacht über lief eine Pumpe, die mit schönster Unregelmäßigkeit mal ansprang und lautstark ein bisschen pumpte und dann mal wieder nicht. Grade überlege ich noch im Dämmerschlaf, wem ich dafür auf's Maul hauen soll, als um 20 nach 6 ein Typ sinnvollerweise beginnt, mit einem Quad durch die Gegend zu fahren und Mülleimer zu leeren. Na schön, denke ich mir, es ist eh Zeit zum Aufstehen und verziehe mich bald in die Rezeption dieser empfehlenswerten Anlage, um noch ein bisschen Internetarbeit zu leisten. Um Sieben Uhr Zwanzig fährt das Müllarschloch, das sicher bei den Stadtwerken Hannover ein Praktikum absolviert hat, schwereres Geschütz auf und beginnt direkt vor dem Fenster, hinter dem ich sitze, mit einem Motorgebläse zu hantieren.

Ich wollte sowieso los und kam um 7.50 Uhr als einziger Besucher in der Geikie Gorge an, um die für 8 Uhr anberaumte Bootstour mitzumachen. Der hochmotivierte Schiffsführer war gerade dabei, den Tourplan nochmal intensivst durchzugehen und empfing mich mit einem freundlichen "Warum müssen die Leute bloß immer auf den letzten Drücker kommen?".


Geikie Gorge Bootstour

Nachdem er sich langatmig gereckt und gestreckt hatte, meinte er, wenn ich wirklich, also wirklich wolle, dann könnten wir die Bootstour wohl schon machen.

Das hatte Stil. Zweifelsohne hat der Mann seine Ausbildung in Deutschland gemacht. Ich kam aber gar nicht mehr dazu, den herausragenden Dienstleister danach zu fragen, denn nachdem ich ihm erklärt hatte, ich würde mir die Gorge nun doch lieber zu Fuß erschließen, war er plötzlich, als hätte ihm jemand eine Adrenalindröhung mit einer Spritze mitten ins Herz gerammt, mit Affenzahn in sein Auto gesprungen und davongerauscht.

Ach, da war mir die Heimat so nah und in der Fremde das Herz nicht mehr so schwer. Ein bisschen "Draußen-nur-Kännchen" begegnet einem doch überall.

Die Gorge selbst war ganz schön. Aber was die hier alles so Schlucht nennen, also nein. Da reicht eine kleinere Senke vermutlich schon aus.

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