Montag, 14. Dezember 2009
Bornholm und Dänemark
Das Wetter an der Südküste bleibt wechselhaft. Nach etwas unbefriedigendem, weil ausblickslosem Morgenspaziergang nahm ich die Fahrt wieder auf. Nur, um in Bornholm einen kleinen Zwischenstop einzulegen. Da wollte ich schon seit 37 Jahren mal wieder hin. Das Original ist aber wohl doch schöner.


Bornholm

Kurz danach war ich schon in Denmark, einem entspannten Örtchen unweit des Southern Ocean. Ich stelle aus diesem Anlass die völlig verrückte Behauptung auf, dass anno dazumal dänische Auswanderer die hiesigen Siedlungen gegründet haben. Außer Weinanbau, der per se nicht viel Spannung verheißt, und ein paar Stränden ist hier sonst keine Action drin. Also habe ich mir erstmal eine Cafe Latte gegönnt, von dem ich wegen akuten Müdigkeitsanfalls mehr den Kaffee als die Latte brauchte. Die Tage plätschern so dahin und die Attraktionen liegen im Südwesten nicht mehr dreihundert, sondern nur noch dreißig Kilometer auseinander. Deshalb könnte ich neuerdings immer schon um 15 Uhr Feierabend machen und weiß gar nichts mit der vielen Freizeit anzufangen.

Schrecklich die Vorstellung, mich am Ende irgendwo stundenlang hinsetzen zu müssen, um einfach nur zu chillen.

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Whaleworld
Sonntag, 29. November. Ist heute nicht 1. Advent? Das wäre beinahe an mir vorbeigegangen - wie die gesamte Vorweihnachtszeit. Außer ein paar Mini-Weihnachtssondertischen im Supermarkt ist hier wenig davon zu merken. Auf meinem preferablen Radiosender wird auch keine entsprechende Musik gespielt. Auf anderen Sendern kommt nur ab und zu mal saisonal angepasste Werbung. Aber hohoho, was soll denn das für ein Weihnachtsmann sein? Mit Sonnenbrille und kurzer Hose? Nee, Weihnachten muss kalt sein.

So wie gerade in Südwestaustralien.

Zunächstmal advenire ich aber bei der Whaleworld. Wie der Name bereits nahelegt, handelt es sich dabei um eine Anlage, die mit Walen zu tun hat. Allerdings wird hier ein blutiger Teil der Geschichte beleuchtet - der Walfang. Bei allem Schaudern dennoch eine interessante Ausstellung.

Diese ehemalige Walfangstation in der Nähe von Albany war eine der weltweit letzten Anlagen, die noch bis 1978 Walfang und Walverarbeitung betrieb, bevor einbrechende Nachfrage und vor Allem das internationale Walfangmoratorium dem Walfang in zivilisierten Ländern ein Ende bereitete.

Es macht mich wütend, dass Japan und Norwegen aus krankem Traditionsverständnis oder schlichter Borniertheit noch heute Jagd auf Kleinwale machen. Und Kleinwale sind nur die offizielle Version. Dabei geht es nicht um die Jagd durch Naturvölker, sondern um rein kommerziell geprägten Walfang, den sie gern als "wissenschaftlich begründet" darstellen. Es ist ja schon immer eine schlaue Sache gewesen, die Lebewesen, die man angeblich erforschen will, vorher massenweise zu killen. Da es sich dabei nur um Wale und nicht um Rohöl handelt, dürfen die beiden Länder die Tiere munter weiter ausrotten, ohne dass die Weltgemeinschaft sie mit ernsten Sanktionen belegt.

In aktiven Walfangzeiten wurden die Tiere auf dem gesamten Globus jahrzehntelang abgeschlachtet und dies besonders gern in Buchten, wo die Wale sich regelmäßig zwecks Fortpflanzung trafen oder ihre Kinderstuben eingerichtet hatten. Es ist eine Riesenüberraschung, das bald keine Wale mehr da waren. Nach Einführung motorbetriebener Walfangschiffe und von Harpunenkanonen gab es selbst auf offenem Meer kaum noch ein Chance für die friedlichen Riesen.


Walfänger Cheynes IV - Das Schwesterschiff Cheynes III hatte ich zuvor Unterwasser besucht

Zu allem Überfluss wurde irgendwann auch noch die explodierende Harpune erfunden, natürlich von den Norwegern, mit der nun selbst die größten Wale waidgerecht erlegt werden konnten. Theoretisch. In der Praxis war es dennoch viel zu oft eine ewige Quälerei bis die Tiere starben. Gut, dass der Walfang nunmehr schon fast zum Erliegen gekommen ist.

Zum Erliegen komme auch ich und zwar oberhalb des Shelley Beach im West Cape Howe NP:


Trübe Aussichten

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Albany
In Albany beziehe ich als erstes einen Campingplatz am Middleton Beach. Die freundliche Dame am Empfang gibt mir Rabatt, obwohl ich gar nicht danach gefragt habe. Mann, muss ich bemitleidenswert aussehen. Das gesparte Geld investiere ich dafür gleich in die Waschmaschine und stopfe wie üblich alles zusammen. Auch die rote Hose kommt zu den weissen T-Shirts in die Trommel.


Der Rosa Riese und das Resultat seiner Waschkraft

Das Ergebnis zeigt einmal mehr, dass es ganz gut war, nur aussortierte Klamotten mit auf die Reise zu nehmen. Nachdem diese Arbeit so professionell erledigt ist, mache ich mich auf, um einen Tauchgang für den nächsten Tag zu organisieren. Aber das war noch nicht Alles: Da Schreiben manchmal hilft, die Belastungen des Urlauberalltags zu bewältigen, hatte ich mich zwischenzeitlich doch dazu durchgerungen, mir einen neuen Klappcomputer zu besorgen. Ein Neukauf birgt einige Vorteile, denn bei Gebrauchten weiß man ja nie, was man bekommt. Zudem hatte mein lieb Mütterlein mir entsprechend zugeredet, als ich noch am Zögern war. Sie würde auch die Kosten übernehmen.

Eine Stunde später spaziere ich mit der allerneuesten, allerschnellsten, allerbesten und daher auch allerteuersten Hardware aus dem Fachgeschäft. Die Rechnung ist unterwegs.

Sofern jetzt noch nicht der Erbfall eingetreten sein sollte, bitte ich meine Frau Mutter auch diesen Teil noch zu lesen: Ich beliebe natürlich zu scherzen! Also Entwarnung für die Haushaltskasse. Vielmehr habe ich Glück und kann ein Auslauf-Netbook zum Aldipreis erstehen. Die nächsten Tage werde ich also mit der immer wieder erquicklichen Konfiguration eines neuen Elektronengehirns verbringen. Heißa, das macht Spaß. Wie sich herausstellt, ist mein Auto-Strom-Konverter leider knapp zu schwach, um das Netbook laden zu können. Ein neues Problem ward geboren, preiset den Herrn.

Als Stadt ist Albany eigentlich recht egal bis hässlich. Als Ausgangspunkt für Tauchtouren aber genau der richtige Ort. Oder es liegt schlicht daran, dass Wochenende ist. Jedenfalls finden endlich mal Tauchausflüge statt, während ich vor Ort bin. Der Morgen hat sich zur Feier des Tages gedacht "heut' mach ich's mal ganz anders" und ist zur Abwechslung kalt und bewölkt. Nicht wirklich einladend für's Tauchen.

Das Wetter habe ich Unterwasser erst einmal vergessen. Bei guter Sicht gab es tolle Klippen mit großem Seetangwald zu entdecken. Herrlich, wie sich der Seetang mit der jeweiligen Strömung hin- und herbewegt. Viele Fische und Farben waren allerdings nicht zu sehen. Den Fischen darf man es aber nicht verübeln. Plötzlich schossen nämlich braune Pfeile durch das Wasser - Seebären! Phantastisch wie elegant und blitzschnell die sich im Wasser bewegen. Ein Taucher ist dagegen so agil wie eine Verkehrsampel. Manchmal reicht es dennoch, um die Neugier der Tiere zu wecken. Dann kommen sie so nah auf einen zugeschwommen, dass sich beinahe die Nasen berühren.


Seebären

Da ich leider keine Kamera habe, die zum Tauchen taucht, müsst Ihr Euch die Felsen einfach in blau vorstellen, dann ist es fast wie Unterwasser.

Nur Tauchgruppenzwang und eventuell auch begrenzter Luftvorrat konnten mich davon abhalten, den ganzen Vormittag mit den Seebären zu spielen. Zur allgemeinen Erbauung muss sich während des ersten Tauchgangs die Laune von Petrus deutlich verbessert haben. Es war fast keine Wolke mehr am Himmel, als wir zum Boot zurückkehrten. Für den Wind scheint er leider nicht zuständig zu sein. Deshalb war ich fast froh, bald wieder ins kalte Wasser spingen zu dürfen. Diesmal tauchten wir zur "Cheynes III", dem Wrack eines Walfängers, der hier zur Freude der Unterwassersportler versenkt wurde. Es ist ganz schön unheimlich, wenn man dem Grund näherkommt und sich irgendwann die Silouette eines Schiffsteils im tiefen Blau des Meeres abzeichnet. Auch ein tolles Erlebnis.

Und es blieb noch Zeit für ein wenig Sightseeing im Dauerstress. Wegen der kurzen Öffnungszeiten. Gut, Vieles davon wird von Ehrenamtlichen am Laufen gehalten, da darf man nicht zu viel erwarten.

Unter Anderem stand ein Nachbau der Brigg Amity auf meiner Besuchsliste. Das Schiff kam 1826 hierher, um einen ersten Außenposten im Westen des Kontinents zu gründen, bevor die Franzosen dies tun. Zu dem Zeitpunkt hätte das durchaus noch passieren können. Anbei ein Bild von der Offiziersmesse der Amity:


Schicke Holzvertäfelung

Das Foto habe ich gewählt, weil ich es so gemütlich finde. Man stelle sich vor, dort mit einem Glase Punsch zu sitzen, während draußen der Wind heult, das Gebälk knarzt und die Taue ächzen. Das Kaminfeuer prasselt, als der Käpt'n hereinkommt und sich noch einen Schluck genehmigt. Eben hat er die Selbststeueranlage programmiert und das Personal angewiesen, die Sauna anzufeuern, als ... einfach saugemütlich! Vielleicht sollte ich meinen Wagen auch täfeln.

Dann war da noch ein Funkturm oberhalb von Albany. Eigentlich ein hässlicher Betonbau, hat er mich dennoch beeindruckt. Er ist nämlich gleichzeitig als Aussichtsturm konzipiert. Eine unerhörte Vorstellung! Auf so eine naheliegende Idee würden die Vollpfosten in Deutschland nie kommen.


Blick auf Albany

Ja, Herr Telekom, ich denke da insbesondere an Sie, aber auch an die Schwachmaten aus den Stadtplanungsämtern, die eine solche Zusatzfunktion nicht grundsätzlich zur Auflage für die Baugenehmigung machen - im Sinne des Fremdenverkehrs! Aber wehe, wenn ein Privatmann mal sein Dachgeschoss ausbauen will! Und für den Fall, dass doch noch jemand darauf kommen sollte, gibt es ja die Bedenkenträger. Schließlich könnte sich jemand vom Turm stürzen. Als ob der das nicht auch vom Parkhaus könnte.

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Porongurup NP
Ungefähr ab hier beginnt die Weinregion des Südwestens. Das plötzliche Auftauchen einiger Weinberge scheint da ein stichaltiges Indiz zu sein. Jetzt ist es von Nachteil, ohne andere unterwegs zu sein, denn Weinproben mit sich selbst machen nun wirklich keinen Spaß.

Eben stand übrigens wieder ein Känguruh am Straßenrand und sah mich mit aufgestellten Lauschern und großen Augen fragend an. Das allein macht die Tierchen aber nicht so niedlich, sondern auch die Haltung ihrer Vorderpfoten. Dadurch wirken sie wie ein reuiger kleiner Schuljunge, der bei einer Missetat ertappt wurde. Die gleiche Körperhaltung lässt ja auch den Tyrannosaurus Rex so symphatisch erscheinen.

Dem kalten und bewölkten Morgen trotzend, will ich heute den Porongurup NP bezwingen. Für eine stramme Wanderung ist dieses Wetter ohne Sonnenbestrahlung zugegebenermaßen sogar ganz angenehm. Also lege ich festes Schuhwerk an und mache mich auf den Weg. Vögelgeschrei hallt durch den Eukalyptuswald. Von Papageien. Baumriesen beeindrucken den Wanderzwerg. Und oben auf den Gipfeln des Parks gibt es richtige Blütenmeere zu sehen, denn es ist ja noch Frühling. Die Kulisse aus Blick, Fels und Blüten ist wahnsinnig toff. Toffer jedenfalls als das Foto.

Devils Slide und Nancy Peak, acht Kilometer immer wieder hoch und runter, hoch und runter. Vier Gipfel in zwei Tagen. Jetzt reicht es erst einmal. Das finden auch meine Knie. Dafür, dass Australien der flachste Kontinent sein soll, habe ich bisher ganz schön viele Hügel und Berge gesehen.












Im Porongurup NP

Und dann bin ich elf Kilometer vor Albany geblitzt worden! Mit circa Tempo 100 in einer 90er-Zone. Das ist echt unfair, weil ich die letzten 10.000 Kilometer fast durchgehend gefahren bin wie die letzte Schnarchnase auf Valium. In der Tat wäre ich sogar des Öfteren fast eingeschlafen. Kein Wunder auch, warum immer wieder Schilder mit "don't drive tired" an den Straßen stehen. Das kommt von dieser albernen 110 km/h-Geschwindigkeitsbegrenzung. Selbst auf großen und langweiligen Überlandstrecken so dahinschleichen zu müssen, ist wirklich einschläfernd. Ich bin jedenfalls gespannt, wie die mich hier kriegen wollen. Schließlich bin ich ohne festen Wohnsitz und muss bei Verkauf des Wagens zur Abmeldung nur ein Dokument per Post einschicken.

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Nachrichten ABC Radio
26. November 2009. Im Radio kommt gerade die Nachricht, dass die 350-Seelen-Gemeinde Docker River, ganz im Südwesten des Northern Territory, von etwa 6.000 marodierenden Kamelen belagert wird. Der Grund liegt in der dauerhaften Trockenheit des Outbacks und einer frühen Hitzewelle, die auch die letzten Billabongs ausgetrocknet hat, so dass die Tiere in ihrer Verzweiflung den Ort überfallen haben, um auf jede erdenkliche Art an Wasser zu kommen.

Das Problem dabei ist nicht nur die schiere Anzahl der Kamele. Die über zwei Meter großen und bis zu 900 Kilogramm schweren Brocken brechen nämlich durch Badezimmerwände, knacken Leitungen, walzen Zäune nieder, um an die Wassertropfen der Klimaanlagen zu gelangen,

Ein Kamel beim noch gesitteten Versuch, Wasser aufzutreiben
www.abc.net.au/news/stories/2009/11/26/2753917.htm

demolieren die Landebahn und verseuchen die lokalen Wasserreserven. Wenn man die Tür öffnet und gleich von einer Horde Kamele überrannt zu werden droht, die schon vor der Tür wartet, dann ist das auf Dauer schon etwas beunruhigend. Mittlerweile streift eine geschätzte Million Kamele im Outback umher und verursacht dabei Schäden an der übrigen Natur, die bisher noch gar nicht erfasst wurden.


Kamele überfallen Docker River
cdn.necn.com/files/2009/11/26/vlcsnap-2009-11-26-07h33m56s215.jpg

Wie eigentlich immer, ist das Problem natürlich hausgemacht: Im vorletzten Jahrhundert wurden die Tiere importiert, um den Entdeckern bei ihren Wüstenexpeditionen zu helfen und später, um den Nachschub in entlegege Gebiete sicherzustellen. Als Eisenbahn und Straßenbau die Kamelkaravanen überflüssig machten, wurde das Höckervieh einfach in die Wüste entlassen. Und nu' hammwa den Salat!

Mann, die Leute haben früher wirklich nicht weiter gedacht, als ein Schwein scheißt! Zu der Zeit hatten sie ja bereits eine große Kaninchenplage, derer sie nicht Herr wurden. Um die wohl weil schmackhaft importierten Kaninchen zu dezimieren, importierte man Füchse, die sich ihrerseits als Katastrophe für die heimische Tierwelt herausstellten. Um diese nun wieder loszuwerden, liegen heuer australienweit Köder mit dem Gift "1080" aus. Das kommt hier in einigen Pflanzen vor und ist angeblich für einheimische Tiere nicht giftig. Gleichzeitig will man damit auch wilden Katzen an den Kragen, die früher als Haustiere eingeführt wurden, um die eingeführten Ratten auszurattieren. So geht es wohl munter weiter, bis der Herr Hirn vom Himmel wirft.


Kein Kommentar

Dass sich also hervorragend an die Wüste angepasste Tiere wie Kamele eventuell ebenfalls von allein weitervermehren könnten, darauf ist von den Gehirnamputaten damals niemand gekommen.

Das Problem in Docker River soll kurzfristig und leider auf besonders unschöne Art gelöst werden. Mit Hubschraubern will man die Kamele 15 Km aus dem Dorf treiben, sie dort abknallen und dann verwesen lassen. Das wird sicher nicht unter waidmännischen Gesichtspunkten ablaufen. Ich mag mir diese Tierquälerei gar nicht ausmalen.

Glücklicherweise wurde ich durch eine Meldung ganz anderer Art abgelenkt. In irgendeiner Gemeinde hatte Jemand durch Meldung eines veritablen Gaslecks Großalarm ausgelöst. Rettungskräfte stellten vor Ort schnell die Ursache des Gasgeruchs fest: Eine stattliche 120-Kilogramm-Sau hatte sich in Nachbars Garten gemütlich eingerichtet. Dem Verursacher des Großeinsatzes soll es recht peinlich gewesen sein, als ihm klar wurde, aus welchem Loch das Gas entwichen war. Eine echte Sommerlochgeschichte. Mich beeindruckt dabei die beeindruckende Furzleistung der Sau.

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Ein paar Berge
Die ganze Nacht hat es geschauert und ist am frühen Morgen sogar noch in Dauerregen übergegangen. Eine kurze Wetterberuhigung ausnutzend, bin ich wagemutig auf den East Mount Barren geklettert. Auch dieser Aufstieg war schön und bot super Ausblicke auf die Umgebung. Durch dieses ewige Sitzen beim Autofahren dürste ich förmlich nach ordentlicher Bewegung. Das kenne ich sonst gar nicht. Ohne zu maulen einen steilen Berg hochzukraxeln. Freiwillig. Ich muss mich schon wundern. Allerdings war die Aussicht auf Aussicht für mich schon immer einen gewissen Mehraufwand wert.


Blick vom East Mt Barren

Hier im Fitzgerald River NP sind zudem einige endemische Pflänzchen zu sehen, wie beispielsweise die bis zu zwei Meter hoch wachsende Royal Hakea. In anderen Bereichen ist der Park dem Lesueur NP aber recht ähnlich und daher nicht mehr so atemberaubend.













Royal Hakea

Ein kleiner Umweg führt später zum Stirling Range NP. Schon von Weitem ist das wolkenverhangene Massiv sichtbar. Eine tolle Kulisse.


Die Stirling Range

Der Blick vom höchsten Gipfel namens Bluff Knoll, satte 1.073 Meter über dem Meer, versprach heute allerdings deutlich weniger weit auszufallen. Dies ließ sich ja schon erahnen und so komme ich gar nicht erst in Versuchung, die Besteigung in Angriff zu nehmen. Anders beim nahegelegenen Toolbrunup Peak. Auch hier ist das Wetter natürlich wolkig, aber ich baue auf Wetterverbesserung und versuche mein Glück in der Hoffnung, beim Erklimmen des



Irgendwo da ist Bluff Knoll

Gipfels eines der vielen Wolkenlöcher zu erwischen, um einen Blick zu erhaschen. Die Rechnung hatte ich leider ohne Petrus gemacht. Nur wenige Meter vor dem Gipfel zieht sich's erst richtig zu und fängt auch noch an zu regnen. Weil ich das Schicksal bei dieser durchaus anspruchsvollen Kletterpartie über dann rutschige Felsen bei gleichzeitig recht beschissener Wegeführung lieber nicht herausfordern will, trete ich geknickt den Rückweg an und entwickle dabei eine gepflegte schlechte Laune. Das hält mich aber nicht davon ab, trotzdem das Schöne um mich herum wahrzunehmen.


Ein Kessel Buntes

Die bereits hereinbrechendeNacht zwingt mich alsbald, auf dem nächsten Parkplatz an der Landstraße Quartier zu beziehen. Bei dem Verkehrsaufkommen ist das immer noch deutlich ruhiger als auf manchem Campingplatz.

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Cape Arid und Cape Le Grand NPs
Wo war ich stehengeblieben? Etwa 130 Kilometer östlich vom Ort des Grauens beginnt der Cape Arid NP. Dessen Hinterland macht dem Namen alle Ehre, das Meer am Kap leuchtet dafür in phantastischem Blau. Dort bin ich dann erstmal stehen geblieben. Lonely Planet hat nicht gelogen: Der weiße Sand ist wirklich fein wie Mehl und quietscht unter den Füßen. Das war klasse. Zwischendurch ist es tagsüber auch durchaus mal wieder richtig heiß geworden. Das treibt die Kälte aus des Urlaubers geschundenen Körper. Doch es geht die Kunde, dass die nächste Kältewelle schon wieder heranrollt. Aber das glasklare Meer ist sowieso arschkalt, was ziemlich gemein ist für Badeurlauber.


Am Cape Arid

Einen großen Teil des Parks konnte ich mit meinem 2WD sowieso nicht befahren, ein anderer Teil war durch Schäden vergangener bushfires einer Schließung zugeführt worden. Der Eindruck hat aber auch so gereicht. Denn mir gefällt die Küste bei Esperance viel besser, weil sie abwechslungsreicher und nicht so karg ist. Die Körnung des Sandes spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle.

Ab jetzt geht es nur noch gen Westen, bis ich wieder auf den Indischen Ozean treffe. Netterweise sind da ja noch ein paar Dinge dazwischen. Wharton beispielsweise, am Rande des Cape Le Grand NP. Dort übernachte ich und erlebe einen schönen Sonnenuntergang. Muss ja auch mal sein.


Sonnenuntergang über Wharton Beach

An diesem Kap eröffnen sich nach jeder Ecke neue Aussichten auf Buchten, kleine und große Inseln des südlichen Ozeans, auf weiße Sandstrände und blaues Wasser in den atemberaubendsten Farbtönungen. Ich kann mich mal wieder nicht sattsehen.


Thistle Cove

Der Aufstieg auf den Frenchman Peak war ebenfalls seine Mühen wert. Zumindestens für Hirn und Augen. Die meisten Teile ab Hüfte abwärts mögen das anders gesehen haben. Ein toller 360-Grad-Blick belohnt dafür die Anstrengungen des diesmal etwas weniger bequemen Berggangs.


Frenchman Peak

Unterwegs kam ich noch am Stokes NP vorbei, der unbedingt Erwähnung finden muss: Dort gab es nämlich gar nichts zu sehen. Das war durchaus etwas völlig Neues. Alles war geschlossen und abgesperrt. Bis auf die unheimlich spannende Zufahrt. Da wäre es vielleicht ganz hilfreich gewesen, dies per Hinweisschild bereits am Anfang der Zufahrt bekanntzugeben. Ist nur so'ne Idee.

Zur Entschädigung treffe ich unterwegs auf eine Emufamilie mit beeindruckender Anzahl von Sprösslingen, die sich auf einer Wiese tummeln. Derlei Naturereignisse verderben mir leider immer wieder meine schlechte Laune.


Emufamilie

Am Fuße des East Mount Barren finde ich schließlich einen schön einsamen Schlafplatz oberhalb der Bucht von Hopetoun. Die Stimmung hier ist wie das Wetter, das sich den Tag über aufgebaut hat, nämlich trübe, kalt und bewölkt. Hopetoun ist derzeit ein bisschen wie eine Geisterstadt. Eine Mine in der Nähe hat unlängst ihre Pforten für immer geschlossen und allein in diesem Ort 300 Mitarbeiter in die Arbeitslosigkeit entlassen. Das ist ein großer Teil der Bevölkerung, der jetzt andernorts nach Arbeit suchen muss. Deshalb stehen viele Häuser nicht nur leer sondern auch zum Verkauf, was sich zu allem Überfluss nicht gerade positiv auf deren Preise auswirken dürfte.

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Montag, 7. Dezember 2009
Nee, echt nich'.
Die neuen Kissen sind ein Geschenk des Himmels. Bezahlt allerdings mit meiner Kreditkarte. Ich konnte erstmalig bis Acht durchschlafen und mache mich gut gestimmt zum Automechaniker auf. Gut gestimmt? Morgens??? Aufmerksame Leser merken sofort: Da ist was faul. Aber noch ahne ich nichts und liefere unbekümmert meinen Wagen ab um ein Stündchen später wohlgemut gen Osten zu ziehen. Das überaus freundliche Automechaniker-Ehepaar lässt mich sogar an ihrem Bürorechner im Internet surfen. Dankbar gehe ich an die Arbeit, hinke ich doch mit diesem verfluchten Blog schon weit hinter den aktuellen Ereignissen her.

Und wie könnte es anders sein - beim letzten Speichern ist ein Text, an dem ich über eine Stunde gearbeitet hatte, vollständig in den Sphären des Internets verschwunden. Dies ist mir übrigens nicht zum ersten Mal passiert; selbstredend auch nicht am Anfang, nicht in der Mitte, nein, erst ganz am Ende, als wirklich alles fertig war. Und das, obwohl ich mehrfach zwischengespeichert hatte und dabei alles in Ordnung war. Einen Nutzerfehler kann ich also ausschließen. Jajaja, ich hätte den Text ja auch noch in einer anderen Datei abspeichern können, blablabla, na klar, und eine Analog-Kartoffeldruckkopie machen sollen, um ganz sicher zu gehen. Aber ich will nicht undankbar sein. Die Überschrift ist schließlich noch da, was für mich übergaupt keinen Sinn ergibt. Voller Hohn starren die beiden Worte des Titels mir direkt ins Gesicht und lachen mich aus, während ich einen 32er Maulschlüssel ergreife, um es ihnen heimzuzahlen.

Glücklicherweise ist just in diesem Moment der Wagen fertig, so dass die Rechnung nur wie verabredet ausfällt. Mein Tag ist aber gelaufen. Eine unbefriedigende Arbeit, mit der ich ständig im Rückstand bin, auch noch zum x-ten Male wiederholen zu müssen, bringt gar keine Freude. Der Aufwand an Nerven, Zeit und Pfründen steht in keinem Verhältnis zum Nutzen für den Meister der Geduld. Was für ein Nutzen überhaupt?

Mann, regt mich das auf. Das war ja nur die Spitze des Eisbergs. Die Bloggerei bereitet allgemein Probleme, die ich gar nicht haben müsste. Nee, das macht wirklich keinen Spaß mehr. Ohne eigenen Computer ist das Pensum sowieso nicht zu bewerkstelligen. Das war mir vorher nicht klar.

Schon wieder ist Mittag und ich habe weder etwas erlebt noch etwas geschafft. Statt dessen bin ich genervt und frustriert. So sollte keine Reise sein. Ich beschließe, das Bloggen einfach zu beenden und fahre endlich los.

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Esperance
Kaum erreiche ich bei Esperance die Küste mit ihren traumhaften Blicken, geht mir wieder das Herz auf und der zwischenzeitlich aufgekommene Langeweilefrust ist vergessen. Die Buchten hier sind wirklich toll: Mit Aussicht auf viele Inseln, wilder Dünung, Klippen, weißen Stränden. Und der Great Ocean Drive führt an allem vorbei.


Esperance Bay oder auch Bay of Isles

Nur der Wind ist noch kalt, das Wasser ebenso. Dies und der noch nicht vorhandene Neoprenanzug ersticken leider jede Lust auf Aktivität im Meer, auch wenn das noch so lockt:


Da muss man doch 'rein, Mensch!?

Okay, was die Fliegen angeht, nehme ich Alles zurück. Die waren gestern nur auf einer Tagung. Offensichtlich sind die Plagegeister hier am Southern Ocean anders, denn heute trotzen sie wieder dem Wind und meinen wüstesten Flüchen. Die Fliegenklatsche stecken sie allerdings nicht so gut weg. So groß ist mein Hass, dass ich für ein paar Minuten auf die Jagd gehe, anstatt mich nur zu verteidigen. Die Kadaver der erlegten Fliegen lasse ich zur Abschreckung ihrer Kollegen auf dem Wagen kleben. Mit mäßigem Erfolg.

Dafür habe ich wieder einen duften Platz für die Nacht gefunden. In der Tat, denn genau da treibt der Wind die Gischt an der Küste empor, direkt in meine Nüstern. Wundervoll, dieser Duft des Meeres. Und gesund soll das ja auch sein. Allerdings nicht unbedingt für meinen Wagen.


Reizklima

Der Folgetag verging mit im Wesentlichen mit organisatorischen Dingen. Wieder musste ich erfahren, dass ein spannender Tauchgang zu einem 130 Meter langem Wrack bis auf Weiteres nicht stattfindet, weil zu wenig Leute da sind. Na toll, ich habe also die Wahl, entweder in der Hauptsaison überall Schlange zu stehen und Höchstpreise zu zahlen oder keine Action zu haben. Super Optionen. Und die Hälfte der übrigen Sehenswürdigkeiten ist mal wieder geschlossen, weil es gebrannt hat.

Doch zunächst galt es, den Wagen einer Reparatur zuzuführen, weil da irgendwas nicht rund lief. Und zwar eine Umlenkrolle des Keilriemens. Die ließ ich lieber gleich erneuern, als vielleicht mitten in der Wallachei liegen zu bleiben. Da das Ersatzteil erst am nächsten Morgen eintreffen würde, blieb noch etwas Zeit für Einkäufe. Zur Feier des Tages habe ich mir zwei Kopfkissen gegönnt, um die spartanische Ruhestatt in meinem Auto etwas aufzumotzen.

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Wave Rock
Sonntag, 22. November 2009. Sowie ich den Wagen öffne, merke ich wieder, was ich die Tage an der Küste nicht vermisst habe: Im Nu' ist der erste Wachhabende zur Stelle und geht mit seinen Mannen dienstbeflissen an die Arbeit. Aber diesmal nicht, Leute! Zwischenzeitlich habe ich mich nämlich mit einer Fliegenklatsche bewaffnet. Das mag nicht ausreichen, um die Fliegen vollständig zu beseitigen, befriedigt aber Rachegelüste und ist deshalb sehr wohl sinnvoll. Und die Fliegen sind hier unheimlich penetrant! Also lege ich ein schmuckes Fliegennetz als Kopfschutz an und schicke mit der Fliegenklatsche wenigstens den ein oder anderen Wachhabenden in die ewigen Jagdgründe.

Der Wave Rock ist eine schöne Spielerei der Natur, die ich mir allerdings etwas größer vorgestellt hatte. Die Wahrheit ist das, was auf dem Foto zu sehen ist:


Wave Rock bei Hyden

Links und rechts davon hört die Welle gleich wieder auf. Einen weniger formschönen und aus vielen Winkeln deutlich sichtbar oben auf die Welle gemauerten Steinwall wähnte ich zunächst als Barriere, um euthanasiewürdige Touries vor Stürzen in die Tiefe zu bewahren. Aber, eigentlich noch viel schlimmer, dient diese flache Wand dem Auffangen von Regenwasser für die nahe Gemeinde Hyden und zieht sich um den gesamten Felsen. Das hätte man im Bereich der Welle sicherlich optisch verträglicher lösen können.

Da der Wave Rock auf dieser Strecke von Perth bis Esperance die einzige echte Attraktion ist, bestand der Rest des Tages nur noch aus Fahrerei.

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