Montag, 15. Februar 2010
Flinders Ranges

The Dutchman's Stern - schön


Blick vom Dutchman's Stern - toll


Kanyaka Ruinen - dufte


Wilpena Pound von außen - fein


Am Rande des Wilpena Pound - nett


Lookout im Banyeroo Valley - prima


Blick von Westen auf die Flinders Ranges - famos


Zwischen Blinman und Wilpena - knorke

Na bitte, das lässt sich doch viel einfacher lesen!

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Samstag, 13. Februar 2010
Halbzeit
Freitag, 5. Februar 2010. Nach der bisherigen Planung wäre heute allerspätestens das Bergfest dieser Reise. Ich muss gestehen, dass es mich, mittlerweile unheimlich inspiriert und voller Ideen, bereits hin und wieder nach Hause zieht. Ich freue mich nämlich schon so wahnsinnig darauf, von den vielen Plänen keinen umzusetzen.

Dies ist auch ein guter Zeitpunkt für etwas Statistik:

Gefahrene Kilometer:15.305.

Tage im Auto gepennt: 67.

Tage ohne Fernsehen: 110.

Tage ohne Alkohol: 11. Gut, das ist jetzt noch nicht so toll. Der verfluchte Rotwein im Kloster hat leider den Schnitt versaut.

Erlegte Fliegen: Noch längst nicht genug.

Und: Für diesen blog habe ich mittlerweile weit mehr als 30.000 Worte zu Sätzen nicht immer sinnvollen Inhalts zusammengefügt. Ist mir schlecht. Vielleicht sollte ich mich künftig etwas lesefreundlicher fassen.

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Port Augusta
Für Besucher aus der 5. Dimension ist diese Stadt das Tor in alle vier Himmelsrichtungen, für normale Reisende vor Allem die erste beziehungsweise letzte Agglomeration auf dem Stuart Highway. Richtung Norden kommt die nächsten 1.230 Kilometer bis zum Red Centre bei Alice Springs erstmal nichts Nennenswertes, außer der touristisch überverwerteten Opalhochburg Coober Pedy vielleicht. Und genau deshalb werde ich da nicht langfahren.

Port Augusta liegt eigentlich schon mitten im Outback, gleichzeitig aber noch am äußersten Zipfel vom Spencer Gulf, während sich im östlichen bis nordöstlichen Hintergrund bereits die Flinders Ranges ankündigen. Daher bietet die Landschaft hier eine sonderbare Mischung aus flacher Wüste mit Wasser und Bergen.


Bei Port Augusta - Blick nach Nordosten

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Port Lincoln
An der Spitze der Eyre-Halbinsel ist Port Lincoln als Ausgangspunkt für cage diving-Touren, also Käfigtauchen mit weißen Haien, bekannt. Das muss schon ein beeindruckendes Erlebnis sein. Leider zeigt sich Australien hier nicht von seiner schönsten Seite, denn die Preissteigerungen in diesem Land grenzen teilweise schon an Wucher. So klettern die Kosten für die Touristen jährlich und automatisch um durchschnittlich etwa 8 - 15 %, wobei völlig außer Acht gelassen wird, ob die daraus erwachsenen Preise auch nur im Ansatz noch der Leistung entsprechen. Derlei Abzocke erlaubt sich sonst nur noch die Deutsche Bahn.

Dem entsprechend wollen die jetzt sage und schreibe 500,- Dollar für das Käfigtauchen einstreichen! Dabei ist noch nicht einmal garantiert, ob ein weißer Hai zu sehen sein wird. In dem Fall bekommt man 250,- Dollar zurück. Großartig. Zum Vergleich: Zwei wirkliche Tauchgänge kosten mit Geräten und allem Drum und Dran keine 200,- Dollar. Nee Leute, nicht mit mir. Plötzlich fällt mir ein, dass das Käfigtauchen sowieso fragwürdig ist, weil der natürliche Lebensrhythmus der Haie durch das ständige Anködern gestört werden könnte. Bei 500,- Dollar kommt mir das ökologische Gewissen gerade recht.

Port Lincoln hat außer einem tollen Lookout nicht viel zu bieten, weshalb ich mich zum nahen Lincoln NP verdrücke. Dieser Park ist eigentlich ganz schön, in Anbetracht dessen, was ich bisher schon gesehen habe, aber auch nicht zu aufregend. Das Problem werde ich naturgemäß wohl immer öfter haben. Zudem ist das Areal fast ausschließlich über lange, material- und nervenfordernde dirt roads zu befahren. Allerdings gibt es den wirklich phantastischen Stamford Hill Lookout. Nach etwa 15 Minuten strammen Fußmarsches komme ich dort nur unwesentlich schneller oben an, als der seit Tagen für die Region angekündigte Regen.


Blick vom Stamford Hill

Auch wenn ich mich mal wieder gar nicht satt sehen kann, mache ich mich daher lieber zeitig auf den Rückweg, um nicht völlig durchnässt zu werden. Obwohl mir eine ordentliche Dusche sicher nicht schaden würde. Hier sind zum ersten Mal die sonst eher unauffälligen march flies richtig aggressiv und beschleunigen noch meinen Abstieg vom Lookout. Dafür beschleunige ich das längst überfällige Ableben von ein paar dieser Plagegeister, die wie unsere Bremsen sind, nur größer.


March Fly. Die gibt's auch mit anderen Augenfarben.

Entlang der Küste des Spencer Gulf, also an der Ostseite der Eyre Peninsula, von Port Lincoln bis Port Augusta, ist es nicht mehr besonders spannend. Der Kulturwüste bis Cowell folgt Buschland, das sich bei Whyalla wieder mit arider Halbwüste abwechselt.

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Donnerstag, 11. Februar 2010
An der Westküste der Eyre Peninsula
Die Fahrt vom Point Labatt Richtung Süden führt an eigenartigen Steinformationen vorbei, von Wind und Wetter geformten Granitfelsen, die auf einem Hügel in der sonst scheinbar felslosen Landschaft herumstehen. Es stört nicht, sich das anzusehen.


Murphy's Haystacks

Anders Elliston. Die ausladende Gemeinde muss schlechte Erfahrungen mit Campern gemacht haben - nirgends waren dermaßen viele Campen-verboten-Schilder mit entsprechendem Hinweis auf Bußgelder zu sehen wie hier, obwohl in dem ziemlich hässlichen Ort wahrscheinlich sowieso niemand übernachten will. Auf den nahen Klippen könnte man sich dagegen gut häuslich einrichten, wenn es nicht verboten wäre. Dort liegt, nördlich der Gemeinde, der Elliston Clifftop Drive mit teils zweifelhafter Kunst in rauher Landschaft. Vielleicht wäre das auch eine gute Idee für die weißen Felsen von Marseille.


Elliston Clifftop Drive

Nach ungefähr 60 Kilometern finde ich am Cummings Monument Lookout einen Platz für die Nacht. Ohne Verbotsschild. Starke Brandung erfüllt die Luft oberhalb der Klippen mit herrlichem Meeresduft, der Sonnenuntergang taucht den Himmel in schönste Farben, es ist nicht zu warm und nicht zu kalt. Nur die anstrengenden Fliegen vermiesen mal wieder die Stimmung.


Blaue Stunde am Southern Ocean

Weiter südlich liegt Coffin Bay, ein netter Ort mit Bullerbü-Tendenz und vom Meer sowie Austernzucht geprägt. Genau an der Stelle, wo ich für die Mittagspause parke, dümpelt etwas im Wasser, das sich von Weitem und auf den ersten Blick nicht identifizieren lässt.


Eigenartige Körperhaltung

Schnell ist aber klar, dass es sich um einen Seebären handelt, der da gemütlich Zahnpflege betreibt. Als er mich sieht, sucht er nicht etwa das Weite, sondern schwimmt sogar auf mich zu, postiert sich am Ufer und schaut mich auffordernd an.


New Zealand Fur Seal

Im Nullkommanothing werfe ich meine Schnorchelsachen über und hechte auf einen Gang Seebärenspielerei ins Wasser. Zu niedrige Wassertemperatur und der weiße Hai sind mir in dem Moment egal. Ich habe Glück, denn beide sind derzeit abwesend. Das Wasser ist leicht trübe, das Schimmen mit Robbe dennoch toll, wenn auch das Tier nicht wirklich zum Spielen aufgelegt ist. So liegen wir zeitweise nur nebeneinander im Wasser herum und beäugen uns gegenseitig.

Irgendwann siegt jedoch der Hunger über meinen Spieltrieb und ich verlasse die Fluten zugunsten eines schmackhaften Sandwiches. Jetzt ist auch klar, was Kollege Seebär eigentlich anfocht: Der wollte nicht spielen, sondern gefüttert werden, der faule Sack! Das sollte ihm schlecht bekommen. Nur Minuten später taucht eine Einheit von National Parks & Wildlife auf, um ihn einzufangen und aus dem von gefährlichen Wasserfahrzeugen reichlich frequentierten Bereich zu einer am offenen Meer liegenden Kolonie seiner Artgenossen zu verbringen.

Erneut ein Beweis dafür, dass es nicht gut ist, wilde Tiere zu füttern. Weil er immer noch glaubt, er bekäme etwas zu futtern, lässt sich der Seebär allerdings arglos überrumpeln. Er hat wenig Verständis dafür, dass dies nur zu seinem Besten geschieht und quittiert die Aktion mit ungnädigem Knurren.

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Montag, 8. Februar 2010
Australiens Strände
Wie die Faust auf's Auge passt eine interessante Sondersendung zum Thema "Das Verhältnis der Australier zu ihren Stränden", die vor Kurzem im ABC-Radio zu hören war. Letztlich ging es dabei fast auschließlich um die Gefahren an den Stränden. Und die sind nicht ohne.

Professor Andrew Short von der Universität Sydney hat zwischen 1990 und 2004 angeblich den gesamten Kontinent umrundet und dabei 12.000 Strände katalogisiert sowie deren Gefahrenpotenzial auf einer Skala von 1 bis 10 klassifiziert. Das Ergebnis ist relativ ernüchternd, denn demnach ist das Baden hier überall und ausnahmslos mit Gefahren verbunden, wobei die meisten zwar nur zwischen 2 und 3 liegen, immerhin 50 Strände aber die volle 10 erhalten haben.

Natürlich sind da die altbekannten Gefahren. Zitat Prof. Short: "In Northern Australia mind the six 's' - sharks, salties, stingrays, stingers, seasnakes and stonefish." Yeah, herzlich Willkommen im Norden. Und wir sollten spiders, snakes an Land und eine shitload diseases, übertragen durch Mücken, ebenfalls nicht vergessen.

Gern vernachlässigt wird jedoch eine ganz unblutige und ungiftige Gefahr, die selbst von Einheimischen oft unterschätzt wird, nämlich die teils extrem starken Strömungen. Selbstredend gibt es die auch auf der Südhälfte des Kontinents. In diesem Sommer sind dadurch allein in den Weihnachtsferien 63 Schwimmer an Australiens Küsten ertrunken.

Ein rip, also ein Rückstrom von Wasser, wird von Surfern beispielsweise gern genutzt, um sich bequem wieder hinaus zum surf treiben zu lassen. Was für Surfer toll ist, erzeugt bei unwissenden Schwimmern dagegen oft Panik, wenn sie dort hineingeraten. Der Versuch, dann direkt dagegen anzuschwimmen, ist meist zum Scheitern verurteilt. Oft werden auch die eigenen Fähigkeiten überschätzt, insbesondere wenn Alkohol im Spiel ist. Dabei ist die Lösung zumindestens in der Theorie so einfach: Man muss sich das wie in einem Fluss vorstellen, da lässt man sich auch an die Seite treiben, um ein Ufer zu erreichen. Am Strand wären dann die landwärtsgehenden Wellen das Ufer - in diesem Bereich könnte man wieder an Land schwimmen, ohne sich völlig zu verausgaben. Wer das in seiner Angst vergisst, hat verloren.


Manchmal sieht es nicht danach aus ...

"Don't panic" und "Don't fight it, go with the flow" sind also die entscheidenden Regeln, die man sich merken sollte, auch wenn man sich vielleicht, einmal von einer Strömung erfasst, bereits mitten auf dem offenen Meer wähnt. Dies gilt auch für andere Arten von Strömungen, von denen es auch deutlich unangenehmere gibt. Das Beste ist von daher, sich hier grundsätzlich nicht blind in die Fluten zu stürzen, sondern sich vorher zu informieren und zunächst das Meer entsprechend zu beobachten. Das muss man sich für Australien wohl einprägen.

Denn die andere Regel, "swim between the flags", lässt sich oft nicht befolgen, wenn man bedenkt, dass gerade einmal 400 der australischen Strände von Rettungsschwimmern überwacht werden, und das auch nicht rund um die Uhr. An allen anderen Stränden gibt es also keine Flaggen, zwischen denen man sicher schwimmen könnte.

Unter http://beachsafe.org.au/ ist der komplette Datensatz über Australiens Strände hinterlegt. Weitere Infos zum Thema gibt es unter http://www.ozcoasts.org.au/.

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Point Labatt
Montag, 1. Februar 2010. Der nächste Zwischenstop ist Streaky Bay, am westlichen Rand der durch und durch mit güld'nen Feldern gesäumten Strecke entlang der Küste der Eyre Peninsula. Edward J. Eyre war übrigens der erste Weiße, der die Nullarbor Plain von Adelaide nach Western Australia durchquerte. Das war im Jahre 1840 und vermutlich etwas entbehrungsreicher als heutzutage. Deshalb taucht der Name in dieser Ecke des Landes unentwegt auf.

Streaky Bay ist an sich ein entspannter Ort. 1990 geriet er jedoch in Unruhe, als ein Angler einen anderthalb Tonnen schweren Weißen Hai mit einer 24-Kilogramm-Schnur anlandete - nach fünfstündigem Drill. Ein Modell von dem kapitalen Burschen hängt im örtlichen Roadhaus an der Decke. Bis heute Weltrekord und für mich ausreichende Bestätigung, wirklich nur in gesicherten Bereichen schwimmen zu gehen. Das Meer ist sowieso viel zu kalt, also komme ich gar nicht erst in Versuchung.


Baden im Meer wird völlig überbewertet

Eine fiese Schotterpiste führt 50 Kilometer weiter zum abgelegenen Point Labatt. Aber der Aufwand hat sich gelohnt. Ich bin allein auf einer rauhen Klippe, in einem Halbkreis vom Meer umgeben und habe nicht nur einen großartigen Blick auf den Horizont, sondern auch auf eine Kolonie von Seelöwen, die unterhalb der Aussichtsplattform leben. Gaffer sind die schon gewohnt und lassen sich durch mich nicht stören. Selbst mit bloßem Auge kann man die etwa 80 Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum gut beobachten, während der frische Wind pfeift, staubfreie und würzige Meeresluft in meine Nüstern bläst, die Brandung rauscht und keine Fliegen nerven. Die Atmosphäre ist einfach überwältigend, auch wenn mich die karge Umgebung ein bisschen an "Planet der Affen" erinnert. Leider habe ich es unheimlich eilig, sonst könnte ich ewig hier bleiben.


Point Labatt

Alle 18 Monate bringen die Seelöwen neue Jungen zur Welt, mal im Sommer, mal im Winter, weil die Jahreszeiten an diesem Ort keine dramatischen Wetterveränderungen zur Folge haben. Die Jungen werden dann etwa ein Jahr gesäugt, bevor sie sich allmählich an Fisch und Krustentiere gewöhnen müssen. Durch das Riff ist deren Kinderstube vor Haien bestens geschützt

Die Seelöwen leben hier ganz nach meinem Geschmack: Ab und zu geht mal einer zur Abkühlung schwimmen oder gar ernsthaft auf die Jagd, ansonsten aber liegen sie ganzen Tag herum und dösen schlaff vor sich hin. Och, da könnt' ich mich direkt dazulegen.


Müdlinge

Doch ab und zu kommt Leben in die Bude. Dann tollen ein paar der Tiere im Wasser herum, auch die Erwachsenen, und necken sich unermüdlich gegenseitig, während andere Seelöwen-Achterbahn fahren, indem sie sich von einer schnellen Strömung durch eine Enge zwischen den Felsen treiben lassen. Oder sie hängen sich aus purem Übermut Girlanden aus Seetang um den Hals. Das müssen auch für die Seelöwen glückliche Momente sein.

Dann gibt es natürlich noch die großen Macker, die unterdessen andere Kerle von deren Platz vertreiben, um sich dort selbst hinzulegen, obwohl sie da eigentlich gar nicht unbedingt hin wollten. Nur aus Prinzip. All das spielt sich hier in nächster Nähe ab.
Ich kann mich gar nicht von dem Anblick losreißen.

Am nächsten Morgen vergesse ich vor lauter Seelöwenbeobachtung völlig meinen Termindruck. Eigentlich will ich gar nicht weg. Bald ist ja Mittagszeit, dann muss ich sowieso erstmal etwas essen und kann vielleicht noch mal ganz kurz zu den Seelöwen ... Am Ende ist es schon wieder nach 14 Uhr, bevor ich mich auf den Weg mache.

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Montag, 1. Februar 2010
Durch die Nullarbor-Hochebene
Tatsächlich lag ich nicht falsch mit meiner Einschätzung, aber VIEL Straßenverkehr ist für einen Deutschen doch noch etwas ganz Anderes. Die Befürchtung, permanent von den Roadtrains an die Seite gedrängt zu werden, bestätigt sich gar nicht. Statt dessen kommen mir bei Kilometer 165 drei Enten entgegen. Nicht das Geflügel, sondern die guten alten 2CV's. Es ist schön, mal wieder Autos mit Charakter zu sehen. Und wenn sogar die diese Strecke geschafft haben, wo soll dann die besondere Schwierigkeit liegen?

Kurz hinter Balladonia wird es bereits steppiger und es beginnt der längste, gerade Straßenabschnitt Australiens. Auf 146,6 Kilometern keine einzige Kurve. Naja, das klingt beeindruckender, als es ist. So weit kann niemand sehen, außerdem wären da noch die Erdkrümmung sowie kleinere Anhöhen und Senken. Die Geradlinigkeit lässt sich also kaum erfahren.


Auf dem Eyre Highway

Da finde ich das Zeitphänomen, das ich vorher schon unterbewusst wahrgenommen habe, wenigstens ein bisschen aufregender. Nunmehr ist nämlich unübersehbar, dass die Sonne spürbar früher untergeht. Da ich gegen die Zeit fahre, erwischt sie mich mitten im Nirgendwo. Nach wie vor gilt, das Nachtquartier deutlich vor Einbruch der Dunkelheit zu beziehen, um keines der vielen Tiere zu überfahren, die besonders nach Sonnenuntergang aktiv werden.


Trampeltier, Känguruh und, na, wer weiß es?

Also nutze ich die erstbeste Gelegenheit im absoluten Nichts und stelle meinen Wagen abseits des Highways einfach mitten in die Pampa. Eine gute Wahl. Hier scheint noch nie ein Tourist geparkt zu haben. Der örtliche Wachhabende versagt völlig im Dienst. Ich werde leichtsinnig und lasse eine Autotür für zehn Sekunden offen stehen. Normalerweise hätten sich in dieser Zeitspanne mehr Fliegen innerhalb des Wagens versammelt, als dann noch auf dem Rest des Kontinents übrig geblieben wären. Hier aber geschieht gar nichts. Phantastisch!


Kurz vor dem 126. Längengrad

Die Landschaft am Eyre Highway verändert sich gaaaaanz langsaaaaaam - in Anbetracht der durchfahrenen Strecke aber eigentlich so gut wie gar nicht. Je weiter man Richtung Osten kommt, desto mehr schwindet allerdings das woodland, bis schließlich null Bäume mehr vorhanden sind. Dort erhielt die Nullarbor Plain offensichtlich ihren Namen. Noch davor, am Madura Pass, befindet man sich plötzlich direkt am Rand der so genannten Hochebene und fährt in die hier weit ausgebreitet vor einem liegende Tiefebene. Das ist ein wirklich toller Anblick, auch wenn das hier nicht so 'rüberkommt:


Blick vom Madura Pass auf die Roe Tiefebene

Ansonsten bietet der Highway bisher nicht viel Spannendes. Immerhin könnten gelangweilte Golfer auf dem weltgrößten Golfplatz spielen, der zwischen Kalgoorlie und Ceduna liegt. Die 18 Löcher sind auf die etwa 1400 Kilometer lange Strecke verteilt. Ich glaube es klingt witziger als es ist, ein Loch zu spielen und dann vielleicht 100 Kilometer zum nächsten fahren zu müssen.

Dann wird es aber lustig, weil in dem vergleichsweise schmalen Streifen zwischen Caiguna und der Grenze zu South Australia mal wieder Gelegenheit für eine erneute Zeitumstellung ist, jucheee. Hier wären die Uhren allen Ernstes für lächerliche 350 Kilometer um 45 Minuten vorauszustellen.

Ich sage hier noch nichts.

Kurz vor Eucla lässt sich am Horizont endlich wieder das Meer erspähen. Ach, da geht mir gleich das Herz auf. Genauso wie meine Hose, weil ich auf den letzten Drücker alles Obst und Gemüse in mich hineingestopft habe, um es nicht an der Quarantäne-Station an der nahen Grenze zu South Australia wegwerfen zu müssen. Mit dieser Maßnahme wollen sie verhindern, dass Fruchtfliegen sich verbreiten. Toll, dass einem erst dort erklärt wird, dass in Richtung Osten das Obst und Gemüse nicht vor Ceduna entsorgt werden muss.


Witzbolde

Hier führt die Straße wieder hinauf auf das etwa 80 Meter hohe Nullarbor-Plateau und bietet einen tollen Ausblick auf die Große Australische Bucht nebst Eucla NP mit seinen weißen Dünen. Natürlich musste ich da hin. Das Wasser des Southern Ocean war mittlerweile angenehm temperiert. Dennoch habe ich mich nicht hineingetraut, weil hier allmählich das Reich der Haie beginnt. 200 Kilometer weiter wird bereits gewarnt, nur in mit Netzen oder Gittern gesichterten Strandabschnitten zu baden. So dringend muss ich dann doch nicht im Wasser planschen.


Im Eucla NP

Gleich hinter der Grenze reicht die Hochebene direkt bis an das Meer heran. Von mehreren Aussichtspunkten können Reisende gut den ein oder anderen Blick auf den Great Australian Bight Marine Park werfen.


fast im Eucla NP

Dieses Schutzgebiet wurde eingerichtet, weil sich hier zur Paarungszeit bis zu 170 Südliche Glattwale gleichzeitig versammeln. Beim Head of Bight muss es besonders spektakulär sein, Wale zu beobachten, weil sie dort ganz nah an das Ufer herankommen. Leider ist die Saison maximal von Juni bis Oktober.

Kurz vor dem Nullarbor Roadhouse kündigt ein Schild das westliche Ende der baumlosen Ebene an.


von wegen!

Das westliche Ende. Ich bin verwirrt. Ein erneuter Blick auf die Karte bestätigt, dass ich die ganze Zeit bereits am südlichen Ende der Nullarbor Plain entlang gefahren bin. Demnach dürfte eigentlich nur noch das östliche Ende kommen. Aber Ost oder West, Links oder Rechts, das sieht man hier wohl nicht mehr so eng, seit das für seine Rechtslinks-Schwäche bekannte Geschlecht im Ministerium für Straßenverkehr mitarbeiten darf. Sorry, Du, das ist mir jetzt so 'rausgerutscht. Doch selbst wenn die Betonung auf "baumlos" liegt, dann steht das Schild trotzdem falsch.

Wie dem auch sei, das Nullarbor Roadhouse ist Ausgangsort für einen Abstecher ins Hinterland.


Nullarbor Roadhouse

Nach etwa 11 Kilomter Fahrt über eine holperige Strecke tauchen aus dem Nichts die drei Murrawijinie Caves auf. Wobei der Begriff "auftauchen" reichlich übertrieben ist. Denn eigentlich ist das Vorhandensein der Löcher im Boden erst wenige Meter vor einem möglichen Sturz in die Tiefe ersichtlich.


Höhleneingang Zwo

Wenn die Decken der so genannten Höhlen nicht irgendwann eingeztürzt wären, hätten aus den simplen Löchern ordentliche Tropfsteinhöhlen werden können. Aber neeeien, die Jugend muss ja wieder ungestüm voranpreschen und nu' hammwa den Salat. Dafür bieten sie Unterschlupf für allerlei Getier. Wer das nicht sehen kann, der riecht es zumindestens.

Ein Rundumblick in die karge Landschaft zeigt, dass vom Roadhouse schon nichts mehr zu sehen ist. Eigentlich gibt es sogar überhaupt nichts zu sehen. West, Ost, Süd oder Nord - alle Ausblicke sind völlig identisch. Ein Paradies für alle Mitarbeiterinnen des hiesigen Straßenverkehrsministeriums.


Das Nichts

Nüscht als Strauchwerk. Das fasziniert mich weit mehr als die Löcher im Boden. Endlose Weite mit nichts, an dem sich das Auge festhalten könnte. Endlich, danach habe ich gesucht, die inkarnierte Unendlichkeit, bloß ohne carne, das absolute Nichts. Da isses! Fast so schön wie das Meer, nur einsamer. Nachdem ich diese Einöde nun gesehen habe, könnte ich eigentlich nach Hause fahren.

Oder ich führe zur Abwechslung nur etwa 370 Kilometer auf Schotterpisten in nordöstlicher Richtung weiter, um mich dort verstrahlen zu lassen, wo die Engländer in den 50er Jahren Atombombentest lanciert haben. Sehr wahrscheinlich haben sie zuvor die dort lebenden Aboriginals um Erlaubnis gebeten. Ansonsten hätte sich irgendwo in Wales bestimmt auch ein schönes Testgelände finden lassen.

Tatsächlich kommt auch das ÖSTLICHE Ende der Nullarbor Plain schneller als erwartet. Nur wenige Kilometer weiter in diese Richtung hat es sich bereits ausgeflacht und ausgenullbäumt. Geradezu urplötzlich tauchen Bäume zwischen den Sträuchern auf und die Landschaft wird hügelig. Bald ist es dann gänzlich vorbei mit der Einzigartigkeit und Kulturwüste prägt wieder das Landschaftsbild.

Ein paar Schlenker noch, und schon bin ich in Ceduna angekommen, dem Ende des wüsten Teils des Eyre Highways. Hier ist es übrigens zweieinhalb Stunden später als in Western Australia, und zwar direkt ab Border Village. Die albernen 45 Minuten zwischendrin sind wirklich der Gipfel des absoluten Schwachsinns. In South Australia gilt nun, im Gegensatz zu WA, die Sommerzeit, während es im, auf etwa derselben Länge liegenden und ebenfalls sommerzeitlosen, Northern Territory nur 1,5 Stunden sind. Jaaaa, wirklich sinnvoll. Das hat man davon, wenn im Föderalismus profilneurotischen Gebietsfürsten erlaubt wird, unbedingt etwas anders zu machen. Kommt mir irgendwie bekannt vor.

Zusammengefasst ist diese Strecke wirklich keine große Besonderheit, zumindestens nicht nach der vorhergehenden Panikmache. Sie ist nur ziemlich lang, sonst nichts. Wenn man irgendwo liegen bleibt, ist das Problem natürlich deutlich größer als in irgendeiner Innenstadt, aber das war es dann auch schon. Glücklicherweise ist mir ein derartiges Abenteuer erspart geblieben. Mit dem Wetter habe ich zugegebenermaßen auch Glück gehabt, es war noch nicht einmal glühend heiß, sondern blieb die ganze Fahrt über bei gut erträglichen Temperaturen und erfrischendem Wind.

Ähnliche Einöde und nicht enden wollende Straßen gab es auch schon andernorts. Der echte Nullarbor-Teil war aber wirklich faszinierend und es gab unterwegs durchaus ein paar schöne Ecken.

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Freitag, 29. Januar 2010
Gen Osten
Freitag, 29. Januar 2010. Heute morgen habe ich mich nicht allzu sehr gestresst, weil ich in Norseman nur genau vier überschaubare Sachen erledigen muss: Tanken, Wasservorräte auffüllen, im Visitor Centre Duschen und nach Besonderheiten für den bevorstehenden Weg fragen sowie in ein Internetcafé gehen, um dies hier hochzuladen. Ausuferndes Sightseeing ist in Norseman eher unnötig, aber es gibt einen schönen Aussichtspunkt, den sie beizeiten mal wieder freischneiden könnten.


Blick vom Beacon Hill Mararoa Lookout

Soweit erst einmal der Plan - da sieht man mal, dass es keinen Sinn hat, Texte vorher zu schreiben. Sonst könnte ich die Reise ja auch vom Schreibtisch aus erleben: Mein neuer DC-Inverter reicht zwar endlich aus, um mein Netbook über den Zigarettenanzünder zu laden. Dabei zieht er allerdings so viel Strom aus der Batterie, dass diese jetzt leer ist und der Moytor sich nicht mehr starten lässt. Ich habe also für 135,- Dollar das Problem des Nichtladenkönnens des Netbooks mit dem Problem des Entladens der Autobatterie ausgetauscht. Gutes Geschäft.

Immerhin hatte ich mir schon vor langem ein Überbrückungskabel für so einen Fall zugelegt und brauche jetzt nur noch zu warten, bis wieder ein Auto zu dem Aussichtspunkt hochfährt, wo ich die übernachtet habe. Die Luft ist noch kühl, also bleibe ich ganz gelassen. Das Glück ist mir hold, denn nach nicht einmal einer Dreiviertelstunde kommt jemand vorbeigefahren und binnen zwei Minuten bin ich wieder unterwegs.

Im Visitor Centre von Norseman erfahre ich dann leider, dass die beiden Höhlen Cocklebiddy und Weebubbie, die ich mir unterwegs anschauen oder eventuell sogar betauchen wollte, aufgrund instabil gewordener Decken mittlerweile für die Öffentlichkeit gesperrt sind. Duschen gibt es auch nicht mehr im Besucherzentrum. Glücklicherweise bietet die Caltex-Tankstelle im Ort eine ebenso kostenlose Alternative.

Das örtliche Telecenter bringt doch noch Stress in meinen ruhigen Tag, denn es ist nur bis 14 Uhr geöffnet und hält mit einem Tarif von 9 Dollar für eine Stunde Internetsurferei zudem einen einsamen Rekord für Wucherpreise. Bisher musste ich in Internetcafés maximal $ 6,-/h bezahlen. Es wird also nichts aus der gemütlichen Surferei in klimatisierten Räumen.

Auch gut, denn dafür geht es früher los, direkt in die Wüste, auf den Eyre Highway, vor dem mich alle gewarnt haben. Was wollten die mir da eigentlich erzählen? Hat's da 100 Grad im Schatten, oder was soll an dieser Asphaltpiste durch die Wüste anders sein, als an den Asphaltpisten durch andere glühend heiße Gebiete, die ich schon durchfahren habe? Ich vermute nur, dass hier mehr Autos und Lastwagen unterwegs sein werden. Schau'n mer mal.

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Mittwoch, 27. Januar 2010
On The Road Again
Nachdem ich New Norcia mit gemischten Gefühlen verlassen habe, blicke ich jetzt nach vorn und freue mich, dass es wieder weiter geht. Leider ist gleich der erste Programmpunkt ebenso schrecklich wie unvermeidlich: Ich muss in Northam Einkäufe machen. Bah. Aber es nützt nichts.


Im "Wooly"

Es vergeht viel zu viel Zeit, weshalb ich zur Beruhigung noch ein paar Kilometer abreiße, bevor ich eine der schon fast vergessenen, einsamen Mahlzeiten inmitten der Einöde einnehme. Nach den Wochen im Kloster ist es wieder ganz schön, mich beim Essen nach Herzenslust zu benehmen. Also lasse ich mir beim Einschenken von Getränken oder beim Zuteilen der Tütensuppe gern den Vortritt. Es ist allerdings unangenehm, dass ich mir das Essen jetzt wieder selbst zubereiten muss.

Dann mache ich einen entscheidenden Fehler: Ich steige aus. Sofort ist der erste Wachhabende zur Stelle und ...

Später bietet ein 24-Stunden-Parkplatz am Great Eastern Highway ein ausreichendes Nachtlager. Keine Dusche, kein gedeckter Tisch. Mist. Zur Entschädigung höre ich dort am nächsten Morgen weder Kakadugekrächze noch sonst irgendwelche fliegenden Nervbolzen - herrlich.

Auf dem Weg gen Osten kommt man durch spürbar flacher und karger werdende Landschaft, die sich bald auch von landwirtschaftlicher Prägung zu vorwüstlicher Buschlandschaft hin verändert. Genau dort liegt mitten im Sonstwo die Stadt Coolgardie. Die Pracht vergangener Tage bröckelt gewaltig in dem mittlerweile recht heruntergekommenen Ort, auch wenn er sich "die Mutter der Goldfelder" nennt. Vom ehemaligen Reichtum ist jedenfalls nicht mehr viel zu sehen.


Coolgardie

Wenige Kilometer danach kündigt sich Kalgoorlie-Boulder bereits von Weitem durch die künstlichen Berge des Tagebau-Aushubs an. Die Hauptstraße der Ortschaft ist gut in Schuss. Einige der Gebäude erinnern an den Glanz der guten alten Zeit. Selbst heute noch ist das Gebiet um die Stadt der größte Goldproduzent Australiens und beschert der Gemeinde entsprechenden Wohlstand.

Es dauert wieder bis 11 Uhr, bis ich ein paar wirklich wichtige Dinge erledigt habe. Dazu gehört beispielsweise der Kauf einer Gummischlange nebst Versand an Peter, den Archivar von New Norcia. Nach dem Erlebnis mit dem Dugite beliebte er mich einmal zuviel aufzuziehen - das hat er jetzt davon. Dann endlich kann ich das touristische Programm aufnehmen, das, genau wie die ganze Gegend, vom Bergbau dominiert wird. Die Mining Hall of Fame bietet glücklicherweise nicht nur Plaketten mit Namen irgendwelcher semi-besonderen Leute, sondern auch interessante Ausstellungsstücke und Displays zum Thema, wo einem selbst die Vorgänge einer Mineneröffnung nebst Kapitalbeschaffung erläutert werden. Dazu kommen reichlich Freiluftexponate, Unter-Tage-Touren, Filme, oder Gold-Guss-Vorführungen.


Außengelände Mining Hall of Fame

Außerdem kann man sich im Goldwaschen versuchen. Ich war unglaublich erfolgreich und bringe einen Nugget im Wert von etwa 0,00178 Eurocent nach Hause! Insgesamt lassen sich hier gut vier oder mehr Stunden verbringen. Leider habe ich es eilig, denn nach der enthaltsamen Zeit im Kloster muss ich unbedingt erst einmal in den Puff.

Die Überraschung trifft mich wie ein Donnerschlag, dass die täglich um 14 Uhr beginnende Führung durch das älteste noch aktive Bordell Australiens heute nicht stattfindet. Ohne jeglichen Hinweis, selbstverständlich. Selbst auf mein Klingeln hin ward mir nicht aufgetan, denn es wird offiziell erst ab 18 Uhr georgelt.


Dienstleistungswüste

Schade, dabei hatte ich mich so auf die Vorführungen und das Probebumsen (mit weichem "s") gefreut. Aber ich frug mich sowieso schon, was die einem eigentlich erzählen wollen. Statt dessen schaue ich mir lieber noch ein nettes Museum an und besuche zum Abschluss den weltgrößten Tagebau. Der Blick vom Lookout ist wirklich phantastisch.


The Superpit

Ein nicht endender Strom von mehr als 200 Tonnen goldhaltigen Schutt fassenden Kippern quält sich die Schrägen hoch, um nach Entladung gleich wieder in den Pit hinunterzufahren und dort erneut von riesigen Baggern beladen zu werden, die sich immer tiefer in die Grube hinabfressen. Nur im Vergleich mit bekannten Größen, wie Autos, werden die Dimensionen deutlich:


Wuchtbrummer

Das Ganze wird von einem andauernden Gepoltere und Maschinengebrumme untermalt, das aus dem Pit heraufschallt. Ein echtes Endzeitszenario.

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