Donnerstag, 11. Februar 2010
An der Westküste der Eyre Peninsula
Die Fahrt vom Point Labatt Richtung Süden führt an eigenartigen Steinformationen vorbei, von Wind und Wetter geformten Granitfelsen, die auf einem Hügel in der sonst scheinbar felslosen Landschaft herumstehen. Es stört nicht, sich das anzusehen.


Murphy's Haystacks

Anders Elliston. Die ausladende Gemeinde muss schlechte Erfahrungen mit Campern gemacht haben - nirgends waren dermaßen viele Campen-verboten-Schilder mit entsprechendem Hinweis auf Bußgelder zu sehen wie hier, obwohl in dem ziemlich hässlichen Ort wahrscheinlich sowieso niemand übernachten will. Auf den nahen Klippen könnte man sich dagegen gut häuslich einrichten, wenn es nicht verboten wäre. Dort liegt, nördlich der Gemeinde, der Elliston Clifftop Drive mit teils zweifelhafter Kunst in rauher Landschaft. Vielleicht wäre das auch eine gute Idee für die weißen Felsen von Marseille.


Elliston Clifftop Drive

Nach ungefähr 60 Kilometern finde ich am Cummings Monument Lookout einen Platz für die Nacht. Ohne Verbotsschild. Starke Brandung erfüllt die Luft oberhalb der Klippen mit herrlichem Meeresduft, der Sonnenuntergang taucht den Himmel in schönste Farben, es ist nicht zu warm und nicht zu kalt. Nur die anstrengenden Fliegen vermiesen mal wieder die Stimmung.


Blaue Stunde am Southern Ocean

Weiter südlich liegt Coffin Bay, ein netter Ort mit Bullerbü-Tendenz und vom Meer sowie Austernzucht geprägt. Genau an der Stelle, wo ich für die Mittagspause parke, dümpelt etwas im Wasser, das sich von Weitem und auf den ersten Blick nicht identifizieren lässt.


Eigenartige Körperhaltung

Schnell ist aber klar, dass es sich um einen Seebären handelt, der da gemütlich Zahnpflege betreibt. Als er mich sieht, sucht er nicht etwa das Weite, sondern schwimmt sogar auf mich zu, postiert sich am Ufer und schaut mich auffordernd an.


New Zealand Fur Seal

Im Nullkommanothing werfe ich meine Schnorchelsachen über und hechte auf einen Gang Seebärenspielerei ins Wasser. Zu niedrige Wassertemperatur und der weiße Hai sind mir in dem Moment egal. Ich habe Glück, denn beide sind derzeit abwesend. Das Wasser ist leicht trübe, das Schimmen mit Robbe dennoch toll, wenn auch das Tier nicht wirklich zum Spielen aufgelegt ist. So liegen wir zeitweise nur nebeneinander im Wasser herum und beäugen uns gegenseitig.

Irgendwann siegt jedoch der Hunger über meinen Spieltrieb und ich verlasse die Fluten zugunsten eines schmackhaften Sandwiches. Jetzt ist auch klar, was Kollege Seebär eigentlich anfocht: Der wollte nicht spielen, sondern gefüttert werden, der faule Sack! Das sollte ihm schlecht bekommen. Nur Minuten später taucht eine Einheit von National Parks & Wildlife auf, um ihn einzufangen und aus dem von gefährlichen Wasserfahrzeugen reichlich frequentierten Bereich zu einer am offenen Meer liegenden Kolonie seiner Artgenossen zu verbringen.

Erneut ein Beweis dafür, dass es nicht gut ist, wilde Tiere zu füttern. Weil er immer noch glaubt, er bekäme etwas zu futtern, lässt sich der Seebär allerdings arglos überrumpeln. Er hat wenig Verständis dafür, dass dies nur zu seinem Besten geschieht und quittiert die Aktion mit ungnädigem Knurren.