Mittwoch, 27. Januar 2010
Tag 42
cia, 06:31h
Tag der Abfahrt. Noch einmal stehe ich früh morgens vor dem Kloster und lasse meinen Blick über die Landschaft schweifen. Die sechs Wochen in New Norcia waren eine besondere und vor Allem völlig neue Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Ich bin tatsächlich etwas zur Ruhe gekommen und habe die Feriensaison gut hinter mich gebracht. Da fiel der alltägliche Wahnsinn im guesthouse gar nicht mehr auf.
Die Klosterjungs sind nette Zeitgenossen, mit denen man sogar witzeln kann, wenn auch die entsprechenden Gelegenheiten zu wenige sind. Ich finde mittlerweile selbst die Hochgeschwindigkeitsmahlzeiten gut, die seit vorgestern wieder Usus im Refektorium sind, denn sie verhindern auf einfache Weise, dass man zuviel isst. Unmäßigkeit ist laut St. Benedict verpönt, vielleicht steckt das dahinter. Satt wird man trotzdem allemal.
Das Paradies auf Erden habe ich hier leider noch nicht gefunden. Zwar kann ich dem Klosterleben immer noch Manches abgewinnen, habe aber extreme Probleme damit, dass seine hirnamputierte Gestrigkeit, der Papst, mir vorschreiben würde, wie ich zu glauben hätte. Dem entgegnet Abbot John, den ich am Sonntag doch noch zu einem Gespräch treffen konnte, die katholische Kirche sei ja nicht Rom oder die paar Kardinäle und der Papst, sondern die weltweite Glaubensgemeinschaft. Der Vatikan würde sich auch nur in ernsten Fällen in die Angelegenheiten des Klosters einmischen. Gut, aber der Papst ist trotzdem der Chef von's Janze. Und nicht nur der Jetzige tut sich, ebenso wie sein Vorgänger, besonders durch Realitätsferne und mangelhafte Progressivität hervor.
Zudem ist mein Maß an Vorgesetzten für dieses Leben voll. Der hiesige Abt ist allerdings erfrischend unverknöchert, weltoffen und freundlich. Damit hat er die besten Voraussetzungen ein guter Chef zu werden. Er hat außerdem tolle Ideen für die Zukunft von New Norcia und, mit erst 46 Jahren, hoffentlich noch ein paar Jahrzehnte für deren Umsetzung.
Leider sind aber auch Klöster nicht vor den sonst üblichen, kleinschwänzigen Despoten gefeit, die ihren Untergebenen permanent beweisen müssen, dass sie die Größten sind. Wie ich erfahre, können selbst in solchen Orten derlei menschliche Faiblessen allgegenwärtig sein, obwohl Stolz und Selbstsucht gegen die schriftlich niedergelegten Regeln sind.
Auch das ist für mich neu: Um Katholik zu werden, muss man wohl allen Ernstes etwa ein Jahr lang eine Art Abendschule besuchen, um alle Sitten und Gebräuche zu lernen, wird dabei in eine Gemeinde eingebunden und von einem Priester durch den gesamten Prozess begleitet. Mir kommt das wie die Türsteherei des Katholizismus vor - der ganze Laden kann leer sein, trotzdem muss man erst einmal an der Tür warten. Reine Wichtigtuerei. Am Ende nehmen sie doch sowieso alles, was sie kriegen können, und zwar auch die Benagelten, die nach einem Jahr immer noch nicht wissen, wann sie "Amen" sagen müssen.
In dem guten und offenen Gespräch konnte ich natürlich nicht umhin, die eine oder andere blasphemische Äußerung abzusondern. Das hat John locker weggesteckt, ohne mich gleich als Ketzer auf den Scheiterhaufen stellen zu wollen. So war diese Unterhaltung ein schöner Schlusspunkt meiner Zeit in New Norcia.
Und wenn es denn jetzt sein muss, dann will ich auch los. Reisende soll man ja nicht aufhalten. Das gilt ganz besonders für mich. Also frühstücke ich schnell, werfe meine Sachen in den Wagen und entferne noch die versteinerten Kakaduhaufen von meinem schönen Lack. Dann lauere ich noch den Mönchen vor der Kirche auf und warte, während mir Weihrauch in der Nase kitzelt, bis nach der täglichen 7.30 Uhr Messe, um schnell allen Adieu zu sagen. Brian, einer der Postulanten, überreicht mir dabei eine Karte mit bewegenden Zeilen. Das versaut mir meinen schönen, knallharten Abschied.
Ich solle eine Mail schicken, wenn ich die Nullarbor-Wüste überstanden hätte, rufen sie mir noch nach. "Komm' bald wieder und halt, warte, dein Scheck über 10.000,- Dollar ..." rufen sie bestimmt auch. Aber das höre ich schon nicht mehr. Ich bin bereits hinter dem ersten Hügel verschwunden.
Die Klosterjungs sind nette Zeitgenossen, mit denen man sogar witzeln kann, wenn auch die entsprechenden Gelegenheiten zu wenige sind. Ich finde mittlerweile selbst die Hochgeschwindigkeitsmahlzeiten gut, die seit vorgestern wieder Usus im Refektorium sind, denn sie verhindern auf einfache Weise, dass man zuviel isst. Unmäßigkeit ist laut St. Benedict verpönt, vielleicht steckt das dahinter. Satt wird man trotzdem allemal.
Das Paradies auf Erden habe ich hier leider noch nicht gefunden. Zwar kann ich dem Klosterleben immer noch Manches abgewinnen, habe aber extreme Probleme damit, dass seine hirnamputierte Gestrigkeit, der Papst, mir vorschreiben würde, wie ich zu glauben hätte. Dem entgegnet Abbot John, den ich am Sonntag doch noch zu einem Gespräch treffen konnte, die katholische Kirche sei ja nicht Rom oder die paar Kardinäle und der Papst, sondern die weltweite Glaubensgemeinschaft. Der Vatikan würde sich auch nur in ernsten Fällen in die Angelegenheiten des Klosters einmischen. Gut, aber der Papst ist trotzdem der Chef von's Janze. Und nicht nur der Jetzige tut sich, ebenso wie sein Vorgänger, besonders durch Realitätsferne und mangelhafte Progressivität hervor.
Zudem ist mein Maß an Vorgesetzten für dieses Leben voll. Der hiesige Abt ist allerdings erfrischend unverknöchert, weltoffen und freundlich. Damit hat er die besten Voraussetzungen ein guter Chef zu werden. Er hat außerdem tolle Ideen für die Zukunft von New Norcia und, mit erst 46 Jahren, hoffentlich noch ein paar Jahrzehnte für deren Umsetzung.
Leider sind aber auch Klöster nicht vor den sonst üblichen, kleinschwänzigen Despoten gefeit, die ihren Untergebenen permanent beweisen müssen, dass sie die Größten sind. Wie ich erfahre, können selbst in solchen Orten derlei menschliche Faiblessen allgegenwärtig sein, obwohl Stolz und Selbstsucht gegen die schriftlich niedergelegten Regeln sind.
Auch das ist für mich neu: Um Katholik zu werden, muss man wohl allen Ernstes etwa ein Jahr lang eine Art Abendschule besuchen, um alle Sitten und Gebräuche zu lernen, wird dabei in eine Gemeinde eingebunden und von einem Priester durch den gesamten Prozess begleitet. Mir kommt das wie die Türsteherei des Katholizismus vor - der ganze Laden kann leer sein, trotzdem muss man erst einmal an der Tür warten. Reine Wichtigtuerei. Am Ende nehmen sie doch sowieso alles, was sie kriegen können, und zwar auch die Benagelten, die nach einem Jahr immer noch nicht wissen, wann sie "Amen" sagen müssen.
In dem guten und offenen Gespräch konnte ich natürlich nicht umhin, die eine oder andere blasphemische Äußerung abzusondern. Das hat John locker weggesteckt, ohne mich gleich als Ketzer auf den Scheiterhaufen stellen zu wollen. So war diese Unterhaltung ein schöner Schlusspunkt meiner Zeit in New Norcia.
Und wenn es denn jetzt sein muss, dann will ich auch los. Reisende soll man ja nicht aufhalten. Das gilt ganz besonders für mich. Also frühstücke ich schnell, werfe meine Sachen in den Wagen und entferne noch die versteinerten Kakaduhaufen von meinem schönen Lack. Dann lauere ich noch den Mönchen vor der Kirche auf und warte, während mir Weihrauch in der Nase kitzelt, bis nach der täglichen 7.30 Uhr Messe, um schnell allen Adieu zu sagen. Brian, einer der Postulanten, überreicht mir dabei eine Karte mit bewegenden Zeilen. Das versaut mir meinen schönen, knallharten Abschied.
Ich solle eine Mail schicken, wenn ich die Nullarbor-Wüste überstanden hätte, rufen sie mir noch nach. "Komm' bald wieder und halt, warte, dein Scheck über 10.000,- Dollar ..." rufen sie bestimmt auch. Aber das höre ich schon nicht mehr. Ich bin bereits hinter dem ersten Hügel verschwunden.