Montag, 7. Dezember 2009
Yanchep NP
20. November 2009. Die Landschaft wird jetzt etwas grüner, ich bin unterwegs sogar durch einen Fichtenwald gekommen. Eigentlich auf der Suche nach dem Außergewöhnlichen, steckt mir die trockene Einöde des Nordens immer noch traumatisch im Schädel. Also freut mich dieser europäisch anmutende, grüne Landstrich in Meeresnähe.

Bald erreiche ich den Yanchep Nationalpark. Die nette Dame im Drive-Thru-Zahl-Ka-Buff ist zu einem Schwätzchen aufgelegt und berichtet, sie hätte zu dieser Jahreszeit in 30 Jahren noch nie so kaltes Wetter erlebt. Das glaube ich ihr gern, streife nach über einem Monat erstmalig ein Hemd über das T-Shirt und lege Schuhwerk an, ohne Wandern zu wollen.

Zudem erfahre ich, dass die Südwestküste inklusive der Perth vorgelagerten Rottnest-Insel tatsächlich die ganze nächste Woche von unzähligen besoffenen Teenies überfallen wird, die ihren Schulabschluss traditionell gehörig feiern. Ich hatte darüber schon im Radio gehört, weil sich die Erwachsenen über das grassierende binch drinking, also Koma-Saufen, berechtigte Sorgen machen. Mein Plan, mich in den Südosten von WA zu verdrücken und von da aus an der Küste entlang wieder Richtung Perth vorzuarbeiten, war also richtig.

Die Koalas im Yanchep NP sind wirklich possierliche Tierchen. Leider ist in denen tagsüber etwa genausoviel Leben drin, wie in einem Barren Blei. Das liegt unter Anderem daran, dass sie Aufgrund ihrer schwer verdaulichen Eukalyptusdiät manchmal bis zu 5 Tage brauchen, um Ihr Fresschen zu verarbeiten.


Da ist ja doch Leben drin!

Das Foto eines sich streckenden Koalas ist daher pulitzerpreiswürdig. Ansonsten sind eigentlich nur unbewegliche Pelzhaufen in Astgabeln zu entdecken. Das Ganze ist insofern mäßig spannend. Für einen kurzen Augenblick wurde es aber doch aufregend, als ich einen Koala außerhalb des Geheges in einem Baum sitzen sah. Schlampige Hilfskräfte hatten vergangene Nacht eine Tür nicht geschlossen. Offensichtlich sind verlässliche Mitarbeiter hier genauso schwierig zu bekommen, wie daheim. Die Gelegenheit haben ein paar der Tiere jedenfalls zu nutzen gewusst. Da deren Fluchtgeschwindigkeit am Tage annähernd 0 Meter pro Stunde beträgt, zeigten sich herbeigerufene Hilfskräfte zwar erfreut, den Ausreißer einfangen zu können, blieben ansonsten aber gelassen.

Ich verließ den Ort des Geschehens, um an einer netten Höhlenführung teilzunehmen. Die wäre bei normalem Wetter eine schöne Abkühlung gewesen.

Der ganze Park wirkt selbst auf mich wie eine Oase der Ruhe. Sogar die Tiere waren irgendwie entspannter als andernorts. Bis auf eine Känguruhmutter, die verzweifelt ihre Hausschlüssel suchte.


Verdammt, wo hab' ich wieder den Schlüssel gelassen?

Aber das alles war nur die Ruhe vor dem Sturm. Denn danach musste ich nach Perth.