Dienstag, 24. November 2009
Hutt River
cia, 04:41h
Ein Abstecher abseits der befahrenen Routen lässt mich beinahe eine Schlange überfahren, die bräsig mitten auf der Schotterpiste liegt und dort einem Verdauungsnickerchen fröhnt. Sie macht auch wenig Anstalten sich etwa aus Angst vor dem großen Blechmonster wegzubewegen, so vollgefressen ist sie. Ich kenne diese Trägheit. So geht es mir morgens, mittags und abends. Irgendwann wird ihr meine Beobachterei aber doch zu bunt und sie verzischelt sich übelgelaunt ins Gebüsch. Das erinnert mich mal wieder, nächtens nicht allzu leichtfertig aus dem Wagen zu treten. Sie sind überall!
Bald führt mich die Straße zu einer coolen Enklave besonderer Art (siehe "Themen", 09 Links): Als derzeit einzigen Besucher nimmt mich seine Hoheit, Prinz Leonard, persönlich in Empfang, um mich durch den Stammsitz seiner Principality of Hutt River zu führen. Das war mal wieder was für Vatters Jüngsten!
Entstanden ist das Fürstentum nämlich aus Protest gegen staatliche Weizenquoten. Der pfiffige Landwirt hat damals eine Gestzeslücke gefunden und sich am 21. April 1970 vom Commonwealth of Australia abgespaltet. Abgespalten? Ich nix deutsche mehr. Wie dem auch sei, für die Abspaltung musste er Australien sogar kurzzeitig den Krieg erklären. Zu ernsten Auseinandersetzungen ist es aber bisher nicht gekommen.
Im Gegenteil, das "zweitgrößte Land auf diesem Kontinent" feiert im kommenden Jahr sein 40-jähriges Bestehen! Und das, obwohl mir der rüstige Fürst, mittlerweile weit in den Achtzigern, die Kopie eines internen Regierungsschreibens zeigt, worin zwar einerseits erwägt wird, die principality einfach zu akzeptieren, man aber andererseits vorschlägt, dem neuen Souverän das Leben ordentlich schwer zu machen, sprich: Ihn zu schikanieren. Das haben sie wohl auch eifrig, aber bisher erfolglos getan. Ts, die machen hier wirklich Politik wie bei uns: Ein Haufen Philister ist vorwiegend damit beschäftigt, bloß nicht schlecht dazustehen.
Seine Hoheit bei der Gartengestaltung
Ob denn in Anbetracht seines Erfolges niemand sonst auf die Idee gekommen sei, sich abzuspalten, möchte ich noch wissen. "Doch", schmunzelt Prinz Leonard, als er kostenlos (!) das Visum in meinen Pass stempelt, "die sitzen aber alle im Knast". So einfach ist das wohl doch nicht.
Sein Fürstentum ist übrigens das einzige auf der Welt, das ohne Blutvergießen entstanden ist! Noch heute wird der etwa 75 Quadratkilometer oder Andorra-große Kleinstaat als landwirtschaftlicher Betrieb von dreien seiner Söhne geführt, während seine Hoheit sich vorwiegend den Staatsgeschäften und der Wissenschaft widmet. Die Deutschen tun sich übrigens immer noch schwer mit der Anerkennung der Hutt River Principality, während beispielsweise die Österreicher dies angeblich längst getan haben.
Die Principality of Hutt River
Ich solle mich niemals von einer Regierung unterdrücken lassen, gibt mir der Fürst noch mit auf den Weg und bedankt sich für meinen Besuch, als ich weiterziehe.
Bald führt mich die Straße zu einer coolen Enklave besonderer Art (siehe "Themen", 09 Links): Als derzeit einzigen Besucher nimmt mich seine Hoheit, Prinz Leonard, persönlich in Empfang, um mich durch den Stammsitz seiner Principality of Hutt River zu führen. Das war mal wieder was für Vatters Jüngsten!
Entstanden ist das Fürstentum nämlich aus Protest gegen staatliche Weizenquoten. Der pfiffige Landwirt hat damals eine Gestzeslücke gefunden und sich am 21. April 1970 vom Commonwealth of Australia abgespaltet. Abgespalten? Ich nix deutsche mehr. Wie dem auch sei, für die Abspaltung musste er Australien sogar kurzzeitig den Krieg erklären. Zu ernsten Auseinandersetzungen ist es aber bisher nicht gekommen.
Im Gegenteil, das "zweitgrößte Land auf diesem Kontinent" feiert im kommenden Jahr sein 40-jähriges Bestehen! Und das, obwohl mir der rüstige Fürst, mittlerweile weit in den Achtzigern, die Kopie eines internen Regierungsschreibens zeigt, worin zwar einerseits erwägt wird, die principality einfach zu akzeptieren, man aber andererseits vorschlägt, dem neuen Souverän das Leben ordentlich schwer zu machen, sprich: Ihn zu schikanieren. Das haben sie wohl auch eifrig, aber bisher erfolglos getan. Ts, die machen hier wirklich Politik wie bei uns: Ein Haufen Philister ist vorwiegend damit beschäftigt, bloß nicht schlecht dazustehen.
Seine Hoheit bei der Gartengestaltung
Ob denn in Anbetracht seines Erfolges niemand sonst auf die Idee gekommen sei, sich abzuspalten, möchte ich noch wissen. "Doch", schmunzelt Prinz Leonard, als er kostenlos (!) das Visum in meinen Pass stempelt, "die sitzen aber alle im Knast". So einfach ist das wohl doch nicht.
Sein Fürstentum ist übrigens das einzige auf der Welt, das ohne Blutvergießen entstanden ist! Noch heute wird der etwa 75 Quadratkilometer oder Andorra-große Kleinstaat als landwirtschaftlicher Betrieb von dreien seiner Söhne geführt, während seine Hoheit sich vorwiegend den Staatsgeschäften und der Wissenschaft widmet. Die Deutschen tun sich übrigens immer noch schwer mit der Anerkennung der Hutt River Principality, während beispielsweise die Österreicher dies angeblich längst getan haben.
Die Principality of Hutt River
Ich solle mich niemals von einer Regierung unterdrücken lassen, gibt mir der Fürst noch mit auf den Weg und bedankt sich für meinen Besuch, als ich weiterziehe.