Dienstag, 3. November 2009
Old Halls Creek
Kurz vor Ende meiner Spezial-Scheiß-Straßen-Tour durch's Hinterland, ist am frühen Morgen mein Leihwagen, äh, abgekackt. Selbstredend in the middle of nowhere. Der 5. Gang ließ sich partout nicht mehr herausnehmen, da konnte ich machen, was ich wollte. Leider war der Wagen nicht am Hang, sondern ebenerdig mitten im Sand zum Stehen gekommen, so dass ein Losfahren nicht mehr möglich war.

Aber, man mag es kaum glauben, ich habe mir alle Mühe gegeben es locker, also the australian way, zu sehen, denn ich wusste ja, in nur fünf Monaten würde ich sooderso wieder Zuhause sein. Das half ungemein. Da ich nicht rauche, habe ich mir zur Belohnung erst einmal eine schmackhafte Fertigsuppe zubereitet.

Und ich hatte fortune, denn anstatt in gleißender Mittagssonne nur 17 Kilometer zur nächsten Agglomeration wandern zu müssen, was wirklich noch kurz gewesen wäre, konnte ich nach nur 2 Kilometern Wandern einen Wagen anhalten, obwohl hier höchstens drei am Tag langfahren. Der hat mich dann zu einer nahen Lodge gefahren, deren Eigner wiederum meinen Wagen abschleppte und sogar Telefonanschluss hatte, so dass ich mit dem Wagenverleiher alles Weitere klären konnte.

Plötzlich saß ich mitten im Nix, in Old Halls Creek und musste bis zum nächsten Morgen warten, bevor ich zum Verleiher zurückgebracht wurde.

Der Lodgeeigner heißt Marten, ein bärbeißiger Friese, der '51 durch seine Eltern nach Australien ausgewandert wurde. Der wohnt hier mit seiner recht unfreundlichen Frau aus Bali, vermutlich frustrierte Katalogbestellung, seinen verhaltensgestörten Kindern und anderen eigenartigen Austeigern auf einem großen Schrottplatz und Ersatzteillager. Aus deren Teilen bastelt Marten, zum Leidwesen seiner Frau, allerlei Nützliches zusammen. Pumpen für die Bewässerung, beispielsweise. Nicht, dass er nicht schon welche hätte.

Die Sprache der hiesigen Landbevölkerung ist allerdings nach meinem Geschmack: Man braucht eigentlich nur die Begriffe "bloody" und "fuckin'" zu kennen, um eine abendfüllende Konversation zu führen. Gelegentlich ließe sich eventuell noch ein "shit" zur Auflockerung einflechten.

Seine Haupteinnahmen bezieht Marten im Wesentlichen durch gold mining, was er mir bei einer kurzen Fahrt über sein offensichtlich schwer goldhaltiges Gelände eindrucksvoll erläuterte. Ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass meine Augen nicht augenblicklich die Form von kleinen Goldbarren angenommen hätten. Als die Sonne ihre Kraft einigermaßen verloren hatte, schnappte ich mir Metalldetektor nebst Hacke und war mir sicher, bald einen veritablen Nugget aus der Erde zu ziehen. Das hat es alles schon gegeben!


Gold Diggin'

Der volle Erfolg aber blieb tendenziell aus. Ein Hufeisen war die gesamte Ausbeute. Und das brachte mir gleich soviel Glück, dass ich meine Brille vergaß, die bereits in der Tasche auf meine Nase wartete und statt derer einem rostigen Pferdeschuh Platz machen musste. Das bekam ihr schlecht. Sie ist völlig verkrazt, da ist nüscht mehr zu machen.

Jetzt muss ich nur noch die Nacht in diesem unbeschreiblichen Drecksloch mit lauter Minihaufen, Wollratten und sonstigem Unrat auf dem Boden überstehen. Ich trage es wieder mit unerklärlicher Fassung, im Auto zu schlafen habe auch irgendwie keine Lust. Das hätte ich mal lieber tun sollen. In der Bude schliefen außer mir auch noch Bettwanzen. Nein, die schliefen leider nicht.