Samstag, 31. Oktober 2009
Gibb River Road
Kurz: Kann man machen, muss aber nicht wirklich in ganzer Länge abgefahren werden, denn die Schotterpisten können relativ schnell eher stören denn Abenteuergefühle erzeugen. Zudem gibt es hier pro Kilometer vergleichsweise wenig Landschaft, so dass in einem für seine Geduld bekanntem Menschen da schon mal ein Anflug von Genervtheit aufkeimen könnte.

Der Karunji-Trail ist eine Verbindung von Wyndham zur Gibb River Road und würde als fahrerisches Abenteuer sicherlich ausreichen. Mit einem normalem Wagen ist sowas nicht zu machen. Insofern war es gut, dass ich mir kurzerhand, also nach dreistündigem Abwägen der Vor- und Nachteile, den so genannten troopie ausgeliehen habe.


Karunji-Trail

Unterwegs waren zwar ein paar Sehenswürdigkeiten bereits geschlossen, ich bin ja spät dran in der Saison. Es gab aber noch ausreichend Gorges zu sehen. Ich sach' nur "Picasso". Manches hat sich aber gelohnt, beispielsweise die Zebedee Springs im El Questro Wilderness Park. Eine kleine Oase mit ganzjährig 32 Grad kaltem Quellwasser und genau einem Großsalamander. Das müsste die fachlich korrekte Bezeichnung für das Tier sein.

Spannend wurde es, als eines Abends erster zarter Thunderstorm mit reichlich Blitz und Donner einen Vorgeschmack auf die kommende Regensaison bot. An diesem Ort, dem Ellenbrae Homestead, hat mich leider erstmalig auch eine weitere Geißel der Menscheit heimgesucht. Hatte ich mich bisher über die harmlosen und freundlichen Flieglein aufgeregt? Abends ging es ja noch, aber am nächsten Morgen bin ich aufgewacht vom vielstimmigen Surren blutrünstiger Mücken, die in Warteschlangen vor mir anstanden. Das ließ mich den Herrn preisen für meine Eingebung, auch in den Leihwagen noch ein ordentliches Mückennetz einzubauen, auch wenn das in Arbeit ausartete. Zumal mein Mütterlein mir gerade noch vom Ross River Fever erzählt hatte. Einen Tag später kam im Radio die Ansage, dass in diesem Jahr im Bereich des Kimberley-Plateaus, also genau dort, wo ich gerade langfuhr, Fälle von Ross River und Murray Valley Encephalitis aufgetreten seien, man solle sich doch gegen die "mozzies" wappnen. Jaja, im Norden Australiens liegen noch einige weitere Seuchen ahnungslosen Touristen im Trend. Widerlich, wirklich. Die aufgehende Sonne hat den mozzies aber allmählich den Spaß verdorben und die Luft war nach einer guten halben Stunde rein.

Habe ich gedacht. Wie ich am aufbrandenden Gesurre feststellen musste, hatten sich sämtliche Blutsauger genau dahin verzogen, wo ich am Morgen gern hinwollte: Ins Bad. An die Morgentoilette war überhaupt nicht zu denken. Glücklicherweise ist das ja ein reiner Männerurlaub, da ist Waschen nicht so wichtig. Wird sowieso völlig überbewertet. Wie ich derzeit feststelle, lässt sich der Grind nach einer Zeit von etwa einer Woche (Wüstenzeit, in kalten Regionen länger) auch ohne Wasser und Seife einfach von der Haut abschälen und mit dem Hausmüll entsorgen.

Die Inkubationszeiten der erwähnten Tropenkrankheiten liegen so um die zwei Wochen, also bin ich zunächst unbeschadet und ohne Frühstück weitergefahren. Bei der Besichtigung eines trotz Trockenzeit tatsächlich noch aktiven Wasserfalls in der Bell Gorge ist ein weiterer Thunderstorm über die Region hereingebrochen. Allmählich macht die wet season wohl ernst. Wie würzig die Luft roch, als der Regen auf monatelang durcherhitzte Gräser und vorgeglühte Felsen fiel! Ähnlich wie Pfeifentabak mit Rumaroma. Ich ärgere mich, dass ich zuhause meine Geruchskamera habe liegen lassen. Der Regen führt zu herrlichen Kühlungseffekten - bei der Fahrt ist es oft eher so, als würde jemand mit dem Fön zum Fenster hereinblasen.

Eine tolle Abwechslung zu all den Gorges bot sich im Tunnel Creek NP. Hier steht eine napp zwei Kilometer lange Höhle zur Erkundung offen. Es wird lediglich um Rücksichtnahme auf die örtliche Tierwelt gebeten und nüscht ist mit Starktromzaun abgesperrt, wie bei in der Heimat wohl wohl leider notwendig. Ein faszinierender Ausflug, trotz mieser Funzel.


Tunnel Creek NP